Musik

Neuerscheinung der Woche

Avishai Cohen – 1970

Sony · 6. Oktober

1970 Anfang der 90er-Jahre ging er als unbekannter Musiker nach New York City. Kurz darauf war er Stamm-Bassist des legendären Chick Corea und startete eine Solo-Karriere. Auf dem Papier liest sich Avishai Cohens Lebenslauf märchenhaft, doch der Israeli hat hart dafür gearbeitet. Er sei einer der wenigen Jazzmusiker, die auch Nichtjazzer überzeugten, ohne sich dem Mainstream anzubiedern, schrieb die Presse über ihn. Stets hat Cohen Pop, Soul, Folk und Jazz vermischt, doch selten so konsequent wie auf dem neuen, siebten Album „1970“. Der Titel spielt auf sein Geburtsjahr an, die Dekade seiner Vorbilder Marvin Gaye und Stevie Wonder, denen er im funkigen „My Lady“ hörbar huldigt. Der Bassist hat keine große Stimme, doch er singt mit Inbrunst: das gospelige “Song of Hope” wird so zu einem echten Ohrwurm und für “Vamanos Pa'l Monte“ wechselt er sogar ins Spanische. Einzig die beiden traditionellen israelischen Folk-Songs wirken wie sperrige Fremdkörper in einem ansonsten gelungenen Crossover-Album.

Jan Paersch