Musik

Musiktipps der Woche

Joan Baez • David Byrne

David Byrne • American Utopia

Todomundo/Nonesuch/Warner • 08.März

ByrneCover Die Hibbeligkeit des verkünstelt zuckenden Post-Punks seiner New Yorker Talking Heads hat David Byrne auch im Alter von 65 Jahren noch im Blut – und die richtigen, manchmal amorphen Worte sowieso. „Plants have roots/ But I don’t know if they‘re deep enough to make me stay […] Must a question have an answer/ Can’t there be another way“, singt er in „It’s not Dark Up Here“, ein Song, der 80er Artpop mit neueren David Bowie Stücken vermengt. Byrnes Faible für das Überraschungsmoment, das Unwahrscheinliche, zeigt sich indes schon im Auftakt „Dance Like This“, wenn das ahnungslose Klavierstück plötzlich in die Beat-Maschine mit Computerstimme hineinfällt und gleich wieder ausgespuckt wird. Das fiebrige, unstete Kribbeln der Platte nimmt ab hier seinen Lauf. Nach Kooperationen mit Brian Eno, Fat Boy Slim oder St. Vincent ist „American Utopia“ Byrnes erstes reines Soloalbum seit vierzehn Jahren, das noch immer so durchtrieben, größtenteils funkig und nervös ausfällt, wie es die Generation X auch ohne Ritalin nicht hinbekäme.

Daniel Thomas


Joan Baez • Whistle Down The Wind

Proper Records / H’Art • 02. März

BaezCoverAus dem Oeuvre ihrer eigenen Stücke ist Joan Baez im Grunde nur für „Diamonds And Rust“ so richtig bekannt – den Song, den sie schrieb, nachdem Bob Dylan sie mitsamt dem Folk verließ, um an die E-Gitarre zu wechseln. Davon abgesehen schätzt man die Akustik-Grandezza vor allem für ihre Coverversionen und Interpretationen von Gospels und Traditionals. Bei Deutschland-Konzerten sang sie zuletzt immer auch „Der Mond ist aufgegangen“. Für „Whistle Down The Wind“ hat sie sich nun abermals Fremdkompositionen zu Eigen gemacht und mit Gitarre, Piano und ihrer tröstlichen, jede Falschheit enttarnenden Stimme in zarte Folksongs überführt. Das Titelstück und „Last Leaf“ stammen beispielsweise von Tom Waits. Wie sehr Baez aber noch immer den Puls der aktuellen Popkultur fühlt, beweist ihre gefühlvolle Version von „Another Word“ – im Original von Antony & The Johnsons. 58 Jahre nach ihrem Debüt wird „Whistle Down The Wind“ wohl ihr letztes Album sein. Sie möchte sich voll und ganz der Malerei widmen. Es wäre ein würdiges Ende.

Daniel Thomas