Musik

Musiktipps der Woche

HYLEEN • Joan As Police Woman

Hyleen • B-SIDE

La Note bleue Prodctions • 9. Februar

Hyleen B-SideAuf B-Seiten finden sich oft die Songs, die weniger populär oder eingängig sind, aber dafür entdeckt man dort oft die persönlicheren Noten und spannenderen Einfälle. Hyleen betitelt gleich ihr ganzes Album so und beweist: Auch B-Seiten können ziemlich funkig sein. Die 27-jährige Südfranzösin mischt gekonnt Einflüsse von (Neo-)Soul und Jazz unter, bleibt dabei aber im positiven Sinne angenehm poppig. Eingängig kommen all ihre Songs rüber, Hyleens gefühlvolles Timbre verleiht ihnen dazu aber gleichzeitig Individualität. So wechselt sie in Songs wie „Looking at“ gekonnt vom animierend-durchgetakteten Refrain in langsamere, von ihrer Stimme getragene Strophen über. Der Platte fehlt trotz persönlicher Themen jedweder Kitsch. Dafür sorgt unter anderem Jazz- und Fusion-Schlagzeuger Nicolas Viccaro, der den Songs mit klaren, groovigen Rhythmen einen frischen, aufgeweckten Klang verleiht. Ein stimmiges Gesamtkonzept rundet das Album ab und lässt es auf keinen Fall hinter so mancher A-Seite zurückstehen.

Marina Mucha


Joan As Police Woman • Damned Devotion

Play It Again Sam • 09. Februar

Joan as a Policewoman Diese verdammte Hingabe. Wie lebt man ein leidenschaftliches Leben, beruflich wie privat, ohne den Verstand zu verlieren? Eine Frage, die Joan Wasser schon seit Jahren umtreibt. Unter ihrem Künstlernamen Joan As Police Woman verarbeitet sie ihre extrovertierte Disposition nun in „Damned Devotion“ – dem von zackigen Drums und verwaschenen Synthies geprägten Titelsong ihrer neuen Platte. Die New Yorkerin, die mit anspruchsvollen Stücken zwischen Pop, RnB und Soul bekannt geworden ist, zeigt sich auf ihrem siebten Album zunächst unzugänglicher und spröder, aber nicht weniger großartig als zuletzt. Die zwölf intensiven, teils schmerzhaft intimen Songs hat sie beinahe ausschließlich mit ihrem langjährigen Drummer Parker Kindred eingespielt und in der Post-Produktion weiter verfremdet, etwa mit Sprechchören vom Washingtoner Women’s March 2017. Wichtiger noch als Politik sind der studierten Violinistin persönliche Anliegen: der Tod ihres Vaters, das Ende einer Beziehung. Große Poesie in Songform.

Jan Paersch