Musik

Musiktipps der Woche

Angus & Julia Stone – Snow

Vertigo Berlin/Universal, 15.09.2017

AngusJulia Es mag Fluch und Segen zugleich sein, dass „Snow“, die vierte LP von Angus & Julia Stone, seine Veröffentlichung findet, während die Sonne mit jedem Abend etwas von ihrer Kraft verliert, die Luft frischer wird, der Regen steifer. Denn aus jedem Song hier strahlen die Wärme der australischen Gold Coast und die tiefe, doch furchenfreie Liebe eines Geschwisterpaars, das sich gerade nicht um allzu viel scheren muss. „Nothing Else To Do“ heißt ein Stück hier, nichts anderes, als einander in den Armen zu liegen und auf die pazifischen Wellen vor Byron Bay zu schauen. Wer hierzulande bestenfalls Ost- oder Nordsee vor der Nase hat, der wird dieses Album mit fernwehwundem Herzen hören, zumal in Instrumentierung und den von reicher Harmonie als Leitidee geprägten Arrangements der zwölf Songs viel wunderbare Wehmut mitschwingt. So ist „Snow“ ein im besten Sinne eskapistisches Stück Folk-Pop, dem auch ein ewiger Trost innewohnt: Der nächste Sommer und mit ihm ein wenig Sorglosigkeit – sie kommen ganz bestimmt.

Friedrich Reip


Lizz Wright – Grace

Concord/Universal, 15.09.2017

Lizz Wright Es bedarf schon eines großen Herzens und ist mithin ein starkes Statement für alles, was richtig laufen kann in dieser Welt, wenn man dieser Tage die Kulturgeschichte der US-amerikanischen Südstaaten mit der Idee von Gnade und Vergebung zusammenführt. Die aus Hahira in Georgia stammende Jazz-Sängerin Lizz Wright hat sich für ihr sechstes Studioalbum, Nachfolger des nicht minder programmatisch angelegten „Freedom & Surrender“, genau dafür entschieden. Inspiriert durch die Nina Simone-Doku „What Happened, Miss Simone?“ vereint „Grace“ neun Cover-Aufnahmen und einen von Wright selbst geschriebenen Song. Dabei kennt die Auswahl dunkle, doch hoffnungsvolle Momente (allen voran Bob Dylans „Every Grain Of Sand“) ebenso wie nachsichtige Sanftmut („Wash Me Clean“ von k.d. lang) und geradezu unbedarftes Glück wie im bereits von u.a. Frank Sinatra und Billie Holiday gecoverten Standard „Stars Fell On Alabama“. Dabei findet Wright zu beherzten Interpretationen, aufrichtig und gütig, warm und wichtig.

Friedrich Reip


Foo Fighters - Concrete And Gold

Parlophone/Warner, 15.09.2017

FooFighters Was andere in 100 Leben nicht hinbekommen, schafft Dave Grohl in einem einzigen: Er war einer der besten Schlagzeuger der 90er und wurde zum Messias des Alternative-Rock. Er spielte bereits in einer der größten Rockbands aller Zeiten, um nach dem tragischen Ende von Nirvana einfach noch mal eine der größten Rockbands aller Zeiten zu gründen. Kurt Cobain wäre sicher stolz auf den einstigen Bandkollegen. Was er vom nunmehr neunten Album der Foo Fighters halten würde, bleibt allerdings Spekulation. Wahrscheinlich würde er sich etwas daran stoßen, dass die Band inzwischen näher am Herzen des Classic-Rock operiert als am Alternative. Eine überbordende Energie ist noch immer angelegt, die Songs wachsen aber mehr denn je und mit großer Wonne in die Breite. Wie dann aus epischeren Sounds messerscharfe Hymnen entstehen, zeigen Grohl & Co. etwa mit „Run“ – vielleicht das imposanteste Stück der Foo Fighters seit „Best Of You“ von 2005. Gerade hierzu fiele Kurt Cobain sicher nur eines ein: „Well done, Dave!“

Daniel Thomas