Musik

Musiktipps der Woche

Götz Alsmann - In Rom

Blue Note/Universal, 22.09.2017

Götz Götz Alsmann ist ein Phänomen. Denn obschon er auf den ersten Blick mit seiner Tolle, dem antiquierten Brillengestell und stets korrektem Anzug mit Einstecktuch nicht im Takt der Moderne zu schwingen scheint, ist er doch vor allem eines: zeitlos. So auch das musikalische Kleinod, das er uns mit seiner formidablen Band seit mehr als zwei Dekaden bietet. Für das legendäre Jazz-Label „Blue Note“ begab er sich in die Metropolen dieser Welt, die der Unterhaltungswelt besonders schöne Melodien geschenkt haben. Nach Paris und dem Broadway komplettiert Alsmann diese Trilogie nun mit dem neuen Tonträger „In Rom“. In mühevoller Kleinarbeit ackerte sich der promovierte Musikwissenschaftler durch das italienische Liedgut, um uns die schönsten Schlager und Kanzonen in deutscher Sprache zu präsentieren. Alsmann ist ein Meister darin, selbst der schlimmsten Schnulze wie „Quando“, „Azzuro“ oder „Volare“ neuen frischen Swing einzuhauchen, der den geneigten Hörer sogleich in Tanzparkettstimmung versetzt. Bravo.

Björn Eenboom


Van Morrison - Roll With The Punches

Caroline, 22.09.2017

Van Morrison Der Blues lässt auch die ganz Großen nicht los. Im Gegenteil ist er das Fundament ihres Erfolgs. Nach den Rolling Stones mit „Blue & Lonesome“ besinnt sich nun auch Nordirlands Musik-Ikone auf seine Wurzeln und bringt ein Album mit Songs von Lightnin’ Hopkins und T-Bone Walker heraus. Der Unterschied: Van Morrison hat sich nie weit davon entfernt und Rhythm & Blues klassischer Prägung von Beginn seiner Karriere bis heute zelebriert. Neben Blues-Standards interpretiert er auf „Roll With The Punches“ auch Soul-Nummern wie „Bring It On Home To Me“, das einst durch Sam Cooke und Otis Redding populär wurde, dazu gesellt sich eigenes Material. Es ist beeindruckend, wie homogen sich die einzelnen Titel zu einem musikalischen Gesamtwerk vereinen, das den Geist der „guten alten Zeit“ atmet und versprüht, dabei aber kein bisschen altbacken wirkt. Van Morrison lebt diese Songs so sehr, wie es seine noch populäreren Mitstreiter bei aller Hingabe nie hinbekommen werden. Besser kann eine Zeitreise nicht klingen.

Chris Hauke


Nick Mulvey - Wake Up Now

Caroline, 08.09.2017

Nick Mulvey Schon 2009 galt Nick Mulvey als einer, der dem Jazz neue Impulse einhaucht. Mit seiner Hang, einem kugelförmigen Instrument ähnlich der Steel Drum, trug er maßgeblich zum hypnotischen Klang des Portico Quartets zwischen Ambient und Electronica bei. Kurz darauf stieg Mulvey aus, um sich fortan der Gitarre und dem eigenen Songwriting zu widmen. Für sein zweites Soloalbum wärmte sich der Engländer mit ein paar Demos unter Anleitung von Ambient-Halbgottheit Brian Eno auf; den finalen Schliff nahm Dan Carey vor, der sonst u.a. Songs von Franz Ferdinand mixt. Eine solche Hinwendung zur Tanzbarkeit tut den eher introvertierten Folk-Songs von Nick Mulvey durchaus gut. Gleich der Opener “Unconditional” ist ein melancholischer Ohrwurm mit afrikanischem Gesang, angedeuteten HipHop-Beats und sanften Bläsern. „Myela“ ist ein Song, der in den Cafés Johannesburgs genauso ein Hit sein sollte wie in Berlin. Verträumte Ukulelen-Stimmung, die doch zum Kopfnicken einlädt. Wake Up Now? Wir sind längst wach, Mr. Mulvey!
 
Jan Paersch