Musik

Musiktipps der Woche

The War On Drugs - A Deeper Understanding

Atlantic, 25.08.2017

The War On Drugs The War On Drugs, das ist im Kern Adam Granduciel mit einer stetig wechselnden Bandbesetzung. Seit 2008 zaubert der Multiinstrumentalist aus Philadelphia auf diese Weise vernebelten Indierock, der mit den Botenstoffen aus Americana und Heartlandrock der Marke Tom Petty oder Bruce Springsteen bestens vertraut ist. Und spätestens seit dem Album „Ambient Slave“ von 2011 gelingt ihm das in Perfektion. Auch „A Deeper Understanding“ verfügt wieder über diesen schwer greifbaren Zauber aus Sonnenschein-Gitarren, pulsierenden Rhythmen, verwehtem Gesang und einer steifen Prise Meeresrauschen. Seziert man die Einzelteile, ist das nicht neu. So wie sie Granduciel jedoch in Songs wie „ Up All Night“ oder „Pain“ zusammensetzt, entsteht ein erhabener Rausch aus Licht und Schatten – für alle, die die traumwandlerische Atmosphäre suchen. Inzwischen näher an einem richtigen Bandgefüge dran, sind The War On Drugs nun genau da, wo Melancholie und Optimismus gleichbedeutend sind – und eine ausdrückliche Empfehlung.

Daniel Thomas


UNKLE - The Road: Part 1

Songs For The Def, 18.08.2017

unkle Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, UNKLEs „The Road: Part 1“ hätte sich von Vampire Weekend, The XX und anderen zeitgenössischen Tonangebern inspirieren lassen. Doch dann fällt einem wieder ein, dass James Lavelle, der Mann hinter UNKLE, seit den 90ern an den Reglern musikalischer Trends wie Trip Hop und Alternative Rock sitzt und letztlich auch deswegen ein Fels in der Brandung künstlerischer Interdisziplinarität ist, weil er wiederholt Kunstformen wie Street Art oder Film mit Musik vereint hat. So stehen auch jetzt wieder verschiedene Musiker wie Twiggy Ramirez von Marilyn Manson oder Justin Stanley von Beck Schlange, um den neuesten Ohrenschmaus zu kuratieren. Das Intro endet mit dem Satz: This is your story. Dann betritt der Hörer eine Soundlandschaft aus der 25 Jahre Expertise sprechen und die mal emotional („Looking for the rain“), mal herb („Nowhere to run“) aufspielt. Das Cover bringt es auf den Punkt: UNKLE ist ein buntes, belastbares Pferd in einer volatilen Umwelt.

Miguel Peromingo


Magnus Lindgren - Stockholm Underground

ACT, 25.08.2017

Magnus Ein paar Typen aus Skandinavien versetzten Anfang der Neunziger halb Europa erst in Erstaunen, dann in Tanzlaune: Posaunist Nils Landgren, Gitarrist Henrik Janson, Bassist Lars Danielsson und Schlagzeuger Per Lindvall bildeten die Urformation der Nils Landgren Funk Unit. Magnus Lindgren hat diese vorzüglichen Musiker noch einmal für sein Soloalbum „Stockholm Underground“ zusammengebracht, eine Verneigung vor Herbie Manns legendärem Album „Memphis Underground“. Der 2003 Verstorbene war ein weltweit geschätzter Jazz-Flötist, genau wie der Schwede Lindgren. Mit Gästen wie Trompeter Till Brönner und Sängerin Ida Sand, die lässig Aretha Franklins „Chain of Fools“ intoniert, hat Lindgren ein zurückgenommen groovendes Album aufgenommen, das den Memphis-Soul-Jazz an die Schären Stockholms überführt. Procol Harums „A Whiter Shade of Pale“ hätte es dabei nicht unbedingt gebraucht. Aber selbst diesen Schmachtfetzen bringt der 42-Jährige mit dem butterweichen Sound weitgehend kitschfrei über die Bühne.

Jan Paersch


Cage The Elephant - Unpeeled

RCA Int., 25.08.2017

Cage the Elephant Anfang des Jahres wurde die Band um die Brüder Matt und Brad Shultz mit einem Grammy für das beste Rockalbum ausgezeichnet. Auf dem von Dan Auerbach produzierten „Tell Me I’m Pretty“ ließen sich Cage The Elephant von dessen Combo Black Keys ebenso inspirieren wie von David Bowie oder Outkast. Einem Stilkorsett hat sich das mittlerweile zum Sextett angewachsene Kollektiv aus Kentucky seit seinem Debüt im Jahr 2008 stets entzogen und lieber aus verschiedensten Einflüssen seine eigenen Süppchen gekocht. „Unpeeled“ passt dazu: Fast „Unplugged“, aber dann eben doch nicht. Live aufgenommen bei einer Reihe von intimen Konzerten, spielte die Band hierzu 18 eigene Stücke sowie drei Coverversionen mit reduzierten Arrangements, Streichern und erweiterter Percussion ein. Doch dem Dogma vom gezogenen Stecker wollten sich die Musiker nicht gänzlich unterordnen, auch E-Gitarren und Orgel finden ihren Platz im neuen Gewand – das ein Intermezzo bleibt. Oder besser: ein weiterer Schritt in die eigene Richtung.

Chris Hauke