Musik

Musiktipps der Woche

The National - Sleep Well Beast

Beggars/Indigo – 08. September

The National The National machen Rockmusik für Leute, die eigentlich aus diesem Alter raus sind, und davon gibt es natürlich jedes Jahr mehr. Ihr Publikum schätzt vor allem die raumgreifenden Piano-Balladen des Quintetts und den feierlichen Bariton von Sänger Matt Berninger, Uninitiierte hören dabei lediglich ein Lifestyle-Accessoire für die Ohren heraus. „Sleep Well Beast“ ist bereits das sechste Album der Amerikaner und vertont die stilvolle Midlife-Crisis aufs Melancholischste. Die Songs handeln von glücklichen Ex-Freundinnen, gelernten Lektionen und schlafenden Ungetümen, während sich die Musik dazu auch im Fitness-Studio blicken lassen könnte. „Day I Die“, „Walk It Back“ und die nur vordergründig ominöse Single „The System Only Sleeps In Total Darkness“ sind mit erhabenen Melodien und bissfesten Gitarrensolos ausgestattet und eignen sich für die nächtliche Taxi-Fahrt sowohl zum Ankunfts- als auch zum Abflugs-Terminal. Wem Radiohead inzwischen zu kühl und abstrakt geworden sind, steigt hier ein.

Markus Hockenbrink


Walter Trout - We’re All In This Together

Provogue, 01. September

Trout Vereint in der Liebe zum Blues. Für sein neues Werk hat Walter Trout das Who is Who der Szene ins virtuelle Studio gebeten und mit jedem seiner 14 Gäste einen maßgeschneiderten Song eingespielt. Dabei gibt es offensichtliche Ansätze wie den eröffnenden Bluesrock-Shuffle mit Kenny Wayne Shepherd und das Slow-Blues-Gegenstück mit Warren Haynes – mit viel Verlassenwerden im Text und Saitenzerren in ausufernden Soloparts. Spannend wird das Album durch seine Bandbreite. Slide-Großmeister Sonny Landreth veredelt stilvoll „Ain’t Going Back“, auch „Mr. Davis“, das Instrumental mit Robben Ford, sticht heraus – obwohl beide Nummern der reinen Lehre treu bleiben. Doch Trout begeht nicht nur bekannte Pfade. Mit Eric Gales wird es funky, das poppig-eingängliche „She Listens To The Blackbird Sing“ passt eher ins Radio denn in den Bluesclub. Das Album vereint nicht nur Stile, sondern auch Generationen: Neben Altmeistern wie John Mayall und Randy Bachman steht ebenfalls Sohn Jon seinem Vater zur Seite.

Chris Hauke


Offa Rex - The Queen Of Hearts

Nonesuch/Warner, 14. Juli

Offa Rex Alles begann bei Twitter. Als Colin Meloy – Frontmann der Indierock-Veteranen The Decemberists – die britische Folk-Sängerin Olivia Chaney live sieht, ist er so hingerissen, dass er seine Begeisterung prompt per Tweet zum Ausdruck bringt. Kurze Zeit später gehen die Musiker gemeinsam auf Tour, wo die Idee zu Offa Rex entsteht. Der Name ist angelehnt an einen sagenumwobenen britischen König des 18. Jahrhunderts und verrät damit auch schon, wo die musikalische Reise hingeht. Auf „The Queen Of Hearts“ widmen die Musiker sich unter anderem folkigen Klassikern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Der große Überraschungseffekt bleibt dabei aus, denn sie liefern genau das, was man sich darunter vorstellt: Fiddle, Banjo, Harmonium, Spinett und dazu Chaneys schmeichelnde Stimme. Folk-Liebhaber werden ihre Freude haben. Für manch anderen wäre es sicher spannender gewesen, wenn Offa Rex dieses gewohnte Terrain ab und an verlassen und stattdessen noch mehr versucht hätten, ihr volles Potential auszuloten.

Katharina Raskob


Lana Del Rey - Lust For Life

Universal, 21.07.2017

Lana Sie ist die Königin der Melancholie. Kaum eine andere schafft es mit ihrer Stimme so viel Schwermut und Weltschmerz zu transportieren wie Lana Del Rey. Seit ihrem Durchbruch mit der Single „Video Games“ ist sie aus der Riege der charismatischen Sängerinnen nicht mehr wegzudenken. Mit „Lust For Life“ erscheint nun das fünfte Album der US-Amerikanerin mit einer beeindruckenden Gästeliste. Für den Titeltrack macht Del Rey erneut gemeinsame Sache mit Charts-Dauergast The Weeknd und behaucht zu Synthesizer-Klängen ihre Lebenslust. Bei „Beautiful People Beautiful Problems“ unterstützt Stevie Nicks von Fleetwood Mac am Mikrofon. „Summer Bummer“ überrascht keinesfalls mit der Themenwahl – es dreht sich um die Bitte, von ihrem Auserwählten nicht enttäuscht zu werden - dafür umso mehr mit der Musik. Zu HipHop-Beats versucht Del Rey sich am Sprechgesang und erhält dabei Gesellschaft von ihren Landsleuten A$AP Rocky und Playboi Carti. Ein angenehm frischer Wind in der üblichen Lana-Del-Rey-Larmoyanz.

Katharina Raskob