Musik

Michael Bublé

Nobody But Me

Reprise / Warner · 21. Oktober

Der populäre Erfolg von Michael Bublé steht gelegentlich in umgekehrtem Verhältnis zu seiner Wertschätzung bei den Kritikern. „Sinatra würde sich im Grab umdrehen“, urteilte etwa eine englische Journalistin anlässlich seiner Interpretation des Klassikers „Come Fly With Me“. Der Vorwurf lief im Grunde auf musikalische Leichenfledderei hinaus: das Be- und Verarbeiten von geliebten Evergreens, die in den Händen von Legenden wie Otis Redding, Jackie Wilson oder Nina Simone bereits ihre Perfektion erreicht hatten – mutmaßlich für ein Publikum, das „Starlight Express“ nicht von „Moondance“ unterscheiden kann. Sein neues Album zerstreut diesen Verdacht insofern, als dass der kanadische Jazz-Vokalist einmal mehr mit einer Athletik und Begeisterung zu Werke geht, die für das Schwiegersohn-Image kompensieren zu wollen scheint. Der Sänger ist gut damit beraten, sich bei diesem Album vermehrt auf zeitgenössischere Vorlagen zu stürzen und auf dem selbstgeschriebenen Titelstück etwa den Hiphop- Künstler Black Thought zu präsentieren. Die Auswahl der Cover-Songs geht in die Breite und umfasst diesmal auch weniger offensichtliche Kandidaten, die Bublés stilistischer Wandlungsfähigkeit in die Karten spielen. Mit Erfolg: Für die Dauer der Platte liegen zwischen „On An Evening In Roma“ und „God Only Knows“ plötzlich keine popkulturellen Welten mehr.

Lars Backhaus