Literatur

Markus Mittmannsgruber

Verwüstung der Zellen

Luftschacht & Witsch · 15. März

Ein Familienroman inklusive Zombiegeschichte gefällig? Hier ist er. Trashig ist der Debütroman von Markus Mittmansgruber jedoch ganz und gar nicht. Der Autor, der an der Universität Wien Philosophie studierte, hat sich einiges vorgenommen. Er beschäftigt sich mit dem Verfall: dem einer Familie, dem des Körpers und im weiteren Sinne auch dem der Gesellschaft. Der erste Erzählstrang behandelt konventionell eine Geschichte, in der der sterbende Vater jede Hilfe und sogar jeden Besuch verweigert und auf diese Weise große Unruhe ins Emotionsgefüge der Familie bringt. Der zweite Erzählstrang beschreibt die Sicht eines Untoten, der sich in der Krise befindet, und untermalt als formales Experiment und in Kleinschrift nicht nur die Krise und die Hilflosigkeit des Sohnes. Mittmansgruber verwebt die verschiedenen Ebenen höchst originell miteinander und zeigt in faszinierender und bewegender Weise, dass sich überall Untote und Gespenster befinden, wenn auch nur in den Gedanken der Lebenden.

Nora Harbach