Musik

Eine fantastische Flamme in den Sechzigerjahren mit einem Doppeldebüt auf Decca und dem von Mick Jagger, Keith Richards und Andrew Oldham verfassten Evergreen „As Tears Go By“, ein stilles Flackern in den Achtzigerjahren, ein warmes Lodern seit dem Comeback „Vagabond Ways“ 1999 mit anderen großen Namen der Popgeschichte wie Damon Albarn oder Nick Cave: Die Karriere von Marianne Faithfull ist ein einziger langer, heiler Abgang, im besten Sinne menschlich und wunderschön, und die letzte Tür noch lange nicht ins Schloss gefallen. Das jüngste Dokument von Faithfulls künstlerischer Langlebigkeit heißt wohl auch deshalb „No Exit“. Das gerade mal zehn Greatest Hits - von „Falling Back“ über „Mother Wolf“ bis „The Ballad Of Lucy Jordan“ - umfassende Live-Album, wurde 2014 an verschiedenen Stationen in Europa aufgenommen. Deutlich spannender ist die beigelegte DVD mit Faithfulls anderthalbstündigem Gig in der Bella Bartók National Concert Hall in Budapest (ebenfalls von 2014) inklusive 30-minütiger Zugabe vom intimen Live-Set im Londoner Roundhouse im Februar 2016. Dass man auf diese Weise etliche Songs mehrfach zu hören bekommt, wirkt, wie auch das eher an ein Bootleg erinnernde Produktdesign, ein wenig lieblos. Doch Faithfulls unglaublich präsente und überwältigende Stimme beendet auch heute noch jede Diskussion über Nebensächlichkeiten.