DVD & Blu-ray

Königin der Wüste

Prokino / Eurovideo · 16. Februar

Das Magazin „National Geographic“ nannte sie „Die Frau, die den Irak erfand.“ Die Rede ist von Gertrude Bell, die in den Zwanzigerjahren an der politischen Neuordnung im Nahen Osten beteiligt war. Man gab ihr zig Namen wie „weiblicher Lawrence von Arabien“, die Wüstenscheichs sprachen von „El Chatun“, was so viel bedeutet wie „hohe Dame“. Und damit wäre längst nicht alles über diese Persönlichkeit gesagt. Die englische Industriellentochter studierte als eine der ersten Frauen in Oxford und war ebenfalls die erste Frau, die ein Offiziersgehalt von der britischen Armee bezog. Auch das ist nur ein Auszug aus dem Leben der großen Abenteuerin, der Regisseur Werner Herzog mit Nicole Kidman ein Gesicht gibt. Und: Er tut gut daran. Die Aura des Edlen und Aristokratischen, die den Hollywoodstar umweht, soll auch Bell ausgestrahlt haben. Mag sie auch verwegener dreingeblickt haben als Kidman es je vermag – geschenkt. Dafür zeigt die Schauspielerin wieder einmal, dass sie in der Rolle der großen Liebenden wie gemacht ist für das Pathos. Herzog gelingt es dabei, wenn auch nicht immer, den Kitsch zu umschiffen, und manchmal sogar Ironie hineinspielen zu lassen. Allein: Es darf auch mal auf die emotionale Pauke gehauen werden. Folgt man der Bildsprache, will Herzog das Epochale zeigen und sich nicht in der Arthouse- Nische herumtreiben. Ohnehin: Orte wie die Wüste, in der sich Gertrude Bell zuhause fühlte wie sonst nirgendwo, sind gigantisch genug, man kann sie nicht kleiner erzählen. Mit seinen überragenden Bildern verführt der Regisseur damit zu einem Eskapismus, der auch zu Bells Vita gehörte. Ihre unglücklichen Beziehungen zu Männern trieben sie nur noch mehr in ihre abenteuerlichen Engagements. Eine 35-Millionen-Dollar-Biographie. Cineasten kommen voll auf ihre Kosten.

Sylvie-Sophie Schindler