Kino

Kinotipps der Woche

Happy End

X-Verleih, 12.10.2017

Happy End Wenn Michael Haneke („Das weiße Band“, „Liebe“) einen Film mit dem Titel „Happy End“ dreht, kann man sicher sein, dass es kein Wohlfühlfilm wird. Der österreichische Provokateur erzählt über die Dysfunktionalität einer französischen Familie. Die Industriellenfamilie Laurent arbeitet sich nicht aneinander, sondern bestenfalls gegeneinander ab. Aber eigentlich fühlt sie gar nichts mehr. Mit formaler Strenge betreibt Haneke wie gewohnt düstere, hervorragende Porträtmalerei inklusive zweier Selbstmordversuche und Lieblosigkeit, diesmal aber auch Youtube und Facebook. Durch einige Andeutungen könnte man meinen, das Ganze sei nur metaphorisch gemeint. Geht es um ein dekadentes Europa im Angesicht der Flüchtlingskrise? Denn die Laurents wohnen in Calais und somit in unmittelbarer Nähe zum „Dschungel von Calais“, jener illegalen Zeltstadt, in der geflohene Menschen hoffen, nach Großbritannien reisen zu können. Doch die Laurents lassen niemanden herein. Glücklicher scheinen sie dadurch nicht zu werden.

Nora Harbach


Schneemann

Universal, 19.09.2017 Schneemann Herbstzeit ist traditionelle Krimi-Zeit im Kino und was würde besser passen als eine neue Verfilmung aus der Feder von Jo Nesbø? Dessen Harry-Hole-Reihe ist mit „Durst“ zwar mittlerweile schon beim nunmehr elften Teil angekommen, auf die große Leinwand schafft es mit „Schneemann“ allerdings (erst) der siebte Band. Darin findet sich Hole in den Ermittlungen um eine verschwundene junge Frau wieder, deren kopflose Leiche gefunden wird. Hole erinnert dies an die Mordserie des „Schneemann“-getauften Serienkillers und so rollt er mit Hilfe seiner Kollegin Katrine Bratt den alten Fall neu auf. Regisseur Tomas Alfredsson (Dame, König, As, Spion) muss mit dieser Kinoadaption seine komplette Wunschliste noch vor Weihnachten erfüllt worden sein: Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg, J.K. Simmons und Val Kilmer, um nur ein paar zu nennen, scheinen Schlange fürs Casting gestanden zu haben – dazu ein wunderbar düster-kaltes Setting, allesamt Garanten für einen spannenden Kino-Abend.

Jonas Grabosch