Kino

Kinofilm der Woche

Blade Runner 2049

Sony Pictures · 5. Oktober

„Blade Runner 2049“ versucht, einen der großen Kinomythen der 80er-Jahre weiterzuspinnen. Solche Unterfangen nehmen oftmals kein gutes Ende, doch Hauptdarsteller RYAN GOSLING betont: Alle Beteiligten waren sich ihrer Verantwortung bewusst.

Herr Gosling, Hollywood verhunzt immer wieder die Fortsetzung großer Klassiker, stellvertretend seien hier die Sequels zu „Chinatown“, „2001“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ genannt. Warum sollte das bei „Blade Runner“ anders sein?
Nun, wichtig ist hier der Hinweis darauf, dass das neue Projekt von Regisseur Ridley Scott und Autor Hampton Fancher, den Urhebern des ersten Films, aus der Taufe gehoben wurde. Die beiden hatten das Gefühl, dass diese neue Geschichte erzählenswert war. Und Denis Villeneuve, der dann Regie führte, ist ein großer Bewunderer des Originals. Er ließ sich von dieser Bürde aber auch nicht einschüchtern, sondern folgte seiner eigenen Vision, die er dann konsequent umgesetzt hat. Man kann durchaus sagen, dass er sich an den ästhetischen Regeln des ersten Films orientiert hat, diese aber zugleich auch weiterentwickelt. Das trifft zudem auf die Geschichte zu. Alleine daher fühlt sich der neue Film wie eine organische Fortführung von „Blade Runner“ an.

Warum ist die Geschichte aus Ihrer Sicht eine Fortsetzung wert?
Am Originalfilm beeindruckt mich zum einen, dass er die Vorstellung von Helden und Bösewichten erschütterte. Da schoss Harrison Ford, den man vorher noch als sympathischen Indiana Jones erlebt hatte, glatt einer Frau in den Rücken. Aber obwohl er noch den Großteil seiner Karriere vor sich hatte, ließ er sich auf so eine Rolle ein. Gleichzeitig stellt „Blade Runner“ die Frage, was es heißt, ein Mensch zu sein, ohne sie jedoch wirklich zu beantworten. Genau deshalb hinterließ der Film eine so bleibende Wirkung.

Welche neuen Akzente kann da eine Fortsetzung setzen?
Auch „Blade Runner 2049“ beschäftigt sich mit Themen wie Erinnerung und Identität, aber er versetzt sie in eine lebensfeindlichere Umgebung. In den 30 Jahren seit der ersten Geschichte hat sich ein gravierender Klimawandel vollzogen – das Ambiente und die Existenz eines Blade Runners, den ich spiele, sind noch viel brutaler geworden. Allein dadurch verändern sich die Grundeigenschaften der Figuren. Sie werden sich denken können, dass uns klar war, wie kritisch man uns beäugen würde. Wir hatten alleine deshalb gar keine andere Wahl, als alles zu geben, und – glauben Sie mir: der Dreh war extrem stressig und beileibe kein Zuckerschlecken, die ganze Crew hat einiges auf sich genommen, um das Bestmögliche zu erreichen. Dieses Projekt hat es einfach verdient, wirklich alles zu geben.

Fazit:
Bei aller berechtigten Skepsis – „Blade Runner 2049“ hat tatsächlich das Zeug, dem Originalfilm mehr oder weniger gerecht zu werden. Das liegt nicht so sehr an Produzent Ridley Scott oder den hochkarätigen Darstellern, sondern vor allem an einem Mann: Kaum ein Regisseur hat in den letzten Jahren so stilsicher spektakuläre Stoffe inszeniert wie der Kanadier Denis Villeneuve („Arrival“, „Sicario“).

Interview: Rüdiger Sturm