Literatur

Jonathan Safran Foer

Hier bin ich

Kiepenheuer & Witsch · 10. November

Als der damals blutjunge Neuautor Jonathan Safran Foer zu Beginn des Jahrtausends seine Erstlingsromane „Alles ist erleuchtet“ und „Extrem laut und unglaublich nah“ veröffentlichte, prophezeite man ihm eine strahlende Karriere in der Tradition von Namensvettern wie Jonathan Franzen oder Jonathan Lethem. Seither verging mehr als ein Jahrzehnt, in dem von Foer lediglich das autobiografisch gefärbte Sachbuch „Tiere essen“ erschien, und man fragte sich: Waren die Vorschusslorbeeren verfrüht? Sein dritter, mit Abstand epischster Roman bestätigt nun alle Bejubler seines Frühwerks. Mit „Hier bin ich“ ist Foer endgültig in der Weltspitze jener Schriftsteller angekommen, die aus einer alltäglich-banalen Grundkonstellation ein Werk von philosophischer Universalität erzeugen können. Die Handlung dreht sich um vier ereignisreiche Wochen im Leben der fünfköpfigen, jüdischstämmigen Familie Bloch aus Washington, D.C.. Doch was eigentlich verhandelt wird, sind die existenziellen Fragen nach dem Wer, Wie und Warum dieser fünf Personen. Auf zahlreichen Ebenen: als Erzählung, in kunstvoll geknüpften Dialogen, in Form überraschend vulgärer SMS-Feuer oder auch als Chat-Mitschrift eines Avatars aus dem Online-Spiel „Other Life“. Selten las man fast 700 Buchseiten derart atemlos.

Sascha Krüger