Kino

Ich bin tot, macht was draus!

Camino · 28. April

Schnell leben, jung sterben, eine schöne Leiche abgeben. Feierabendmusiker Jipe ist am Rock’n’Roll-Credo gründlich gescheitert. Mit seiner belgischen Provinzcombo Grand Ours stand er auf seine alten Tage kurz vor der ersten US-Tour, als er auf typisch ungeschickte Art tödlich verunfallt. „Ich bin tot, aber ich habe Freunde“ frohlockt der französische Originaltitel, und deshalb findet die Chaos-Tournee trotzdem statt – mit Jipe in seiner Urne und seinem schwulen Lebensgefährten als Überraschungsgast. Alte Männer in ihrem zweiten Frühling sind speziell in angeschrägten Feelgood-Comedys gern gesehene Filmfiguren, wovon unter anderem Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch erfolgreiche Lieder singen können. Weil der krude Humor solche Geschichten oft alleine trägt, streckt sich „Ich bin tot“ auch erst gar nicht erst nach Erkenntnisgewinn. Das episodische Road-Movie ist immer dann am besten, wenn man in den bärbeißigen Typen Teile der eigenen Verwandtschaft wiedererkennt – was ziemlich oft passiert.

Lars Backhaus