Literatur

Gitta Mikati

Berlin Beirut. Eine Lüge zu viel

Divan · 15. September

Das vom Bürgerkrieg heimgesuchte Libanon und das pulsierende Westberlin der Siebziger- und Achtzigerjahre sind die zwei grundverschiedenen Welten, die Gitta Mikati in ihrem Romandebüt zusammenführt. Den geschichtlich authentischen Hintergrund liefert die Einwanderung libanesischer Bürgerkriegsflüchtlinge, die damals über Ostberlin in den deutschen Westen geschmuggelt wurden. Ein Geschäft, das die Protagonistin Maria als Schleuserin für ihren Onkel betrieb und das damals ebenso florierte wie heute. Im Sommer 2011 scheint diese dunkle Vergangenheit Marias vergessen, bis ihre Tochter Jasmin im Garten der Familie ein Skelett findet, mit dem zugleich die verdrängte Familiengeschichte zu Tage kommt. Die authentische Erzählsprache sorgt dafür, dass sowohl das kleinkriminelle Milieu Berlins als auch das zerbombte Beirut glaubhaft skizziert werden. Die detailreiche Kulisse und die treffsicher beobachteten Verhaltensmuster lassen entweder hervorragende Recherche oder autobiografische Erfahrungen vermuten.

Björn Eenboom