Musik

Elias Hadjeus

Wir brauchen nichts

Island / Universal · 27. Mai

Elias Hadjeus ist ein sehr kultivierter Mensch. Ein Höflicher. So klingt es aus jedem Ton und jeder Zeile dieser angenehm zurückhaltenden, ästhetisch fein austarierten Platte, für deren Wärme unter anderem ein 100 Jahre altes Klavier aus Wurzelholz verantwortlich ist. Der Berliner ist seit Jahren dienstleistender Songwriter für andere Künstler bei einem Musikverlag und gleichzeitig Student der Literatur, der seine Texte als Postkarten im Publikum verteilt. Hat man sein Debütalbum das erste Mal durchgehört, glaubt man, dass außer einer angenehmen, melancholischen Stimmung nichts hängen geblieben sei – und ertappt sich selbst dabei, plötzlich die Gesangslinie von „Porzellan“ als Loop in Kopf und Seele laufen zu haben. Hadjeus beherrscht den dynamischen Erbaungspop und den jazzig gehauchten Schieber, vor allem aber macht seine Songs eines so attraktiv: Der makellose „Flow“ seiner Dichtung, deren Worte originelle Bilder erzeugen und zugleich klanglich wie rhythmisch wie Seide über seine Zunge gehen.

Oliver Uschmann