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DVD Vorstellungen der Woche

Sterneköche in der Suppenküche • Grace Jones - Bloodlight and Bam

Grace Jones: Bloodlight And Bami

Ascot Elite • 9. März

Grace JonesWie kommt man einem Menschen nahe, dessen Metier die Maske ist? Es braucht Zeit, und Sophie Fiennes hat sie bekommen: Über zehn Jahre hinweg begleitete die Regisseurin für ihre Doku „Bloodlight And Bami“ Model, Schauspielerin und Popstar Grace Jones. Methodisch interessant ist dabei, dass hier auch der Blick zurück stets durchs Prisma der Gegenwart gebrochen wird. Grobkörnige Videocuts aus Jones’ künstlerischer Hochphase in den 1980er-Jahren spielen hier keine Rolle, vielmehr sind es zum einen aktuelle Live-Takes, die in den berauschend eklektischen Mix aus Expressionismus, Minimalismus, Oper und Avantgarde einführen, dem die Post-Disco-Königin des New Yorker Nighlife ihren geradezu ikonischen Status verdankt. Zum anderen erzählen und illustrieren Aufnahmen von Besuchen im Familienhaus der gebürtigen Jamaikanerin von ihrem Leben und (Nach-)Wirken. „Listen to me: I’m human, man – I’m human“ ist sie einmal während eines Telefonat zu hören. Aufgebracht vielleicht – felsenfest überzeugt ganz gewiss.

Friedrich Reip


STERNEKÖCHE IN DER SUPPENKÜCHE

Weltkino • 02. März

SterneköcheinderSuppenkücheGab es da nicht ein Sprichwort mit „gut gemeint, gemacht“? Peter Svateks Dokumentarfilm „Sterneköche in der Suppenküche“ ist in diesem Sinne ambivalent, so als ob man sich bei einem angenehm temperierten Glas Prosecco einen Blick auf die Essener Tafel gestatten würde. Dabei ist sein Unterfangen nicht falsch: Im Zuge der Mailänder Expo 2015 kochen Sterneköche aus den Essensüberschüssen der Veranstaltung für Obdachlose, auch haben sie Zeit und den Raum, sich über diese Konsum- und die Wegwerfgesellschaft zu äußern. Allein: Sie sind Teil des Systems und kommen daher nicht wie die Jungfrau zum Kinde, denn bei aller attestierter Bodenständigkeit erreicht im Alltag kein Lebensmittel ihre Küchen, das nicht handverlesen wurde, mit dem hier attestierten Ringen um Mindesthaltbarkeit und Ressourcenknappheit gibt es sonst keine Schnittmengen. Was man sich von jedem Zuschauer wünschen würde: rauszugehen und die Erbsensuppe von gestern zu verteilen. Dann hätte dieser Film ein nachhaltiges Einwirken.

Jonas Grabosch