DVD & Blu-ray

DVD Vorstellungen der Woche

Where to, Miss?

W-Film, 21.07.2017

Miss „Jungen sind besser als Mädchen“, sagt Devkis Schwiegervater ganz selbstverständlich. Als emanzipierte, westliche Frau vergisst man leicht, dass es immer noch große Teile auf der Welt gibt, in denen solche Aussagen dem gesellschaftlichen Konsens entsprechen. Devki jedoch ist anderer Meinung. Sie möchte als Taxifahrerin ihr eigenes Geld verdienen. In der Millionenstadt Delhi ist das nicht ganz ungefährlich, weswegen zu ihrer Ausbildung unter anderem ein Selbsthilfekurs gehört. Die Reaktion ihres Vaters auf ihren Wunsch, zu arbeiten waren Schläge und auch in ihrer angeheirateten Familie stößt sie auf Unverständnis. Mit „Where to, Miss?“ ist Manuela Bastian eine berührende Dokumentation gelungen, die Devki auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung begleitet. Denn eigentlich will die junge Inderin nur eins: Nicht als jemandes Tochter, Ehefrau oder Mutter gesehen werden, sondern einfach als sie selbst. Die Bilder und die Spannungskurve in der Dokumentation stehen einem Spielfilm dabei in Nichts nach.

Katharina Raskob


For The Love Of Spock

Studio Hamburg, 21.07.2017

Spock Es war die Rolle seines Lebens: Von 1965 bis 2013 spielte Leonard Nimoy (mit einigen Unterbrechungen) den Mister Spock an Bord des Raumschiffes Enterprise. Halb Mensch, halb Vulkanier, ein Außenseiter im All – und ein Liebling der Fans. Für diese Doku machte sich sein Sohn Adam Nimoy daran, die Faszination für Spock zu erkunden und vom Leben seines 2015 verstorbenen Vaters zu erzählen. Dafür traf er sich mit Familienangehörigen, Weggefährten wie William Shatner und George Takei sowie den Schauspielern der verjüngten Star-Trek-Neuauflage. Alle haben ihre ganz eigenen Theorien dazu, warum Spock zu einer Science-Fiction-Ikone wurde. Eine einzige Verherrlichung ist das nicht, denn die Schattenseiten sind ebenfalls ein Thema. Zum Beispiel Nimoys Alkoholismus und seine Vernachlässigung der Familie. All dies wird mit großartigem Archivmaterial kombiniert. Vor allem die humorvollen Auftritte von Nimoy in Talk-Shows und auf Galas gehen ans Herz. Eine angemessene Würdigung, die für Trekkies ein Muss ist.

Sven Sakowitz


Verleugnung

Universum, 25.08.2017

Verleugnung Der britische Rechtsextremist David Irving ist ein Holocaust-Leugner, der in seinen Publikationen Quellen verfälscht und Sachverhalte verzerrt, um seine abstrusen Thesen zu untermauern. Das war immer offensichtlich. Als auch die amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt 1993 in ihrem Buch „Denying the Holocaust“ darauf hinwies, reichte Irving eine Klage wegen Verleumdung ein. Die Geschichte des im Jahr 2000 in London geführten Prozesses erzählt dieses kluge Gerichtsdrama von Mick Jackson. Aufgrund einer Besonderheit des britischen Rechtssystems lag die Beweislast bei Lipstadt. Sie musste nachweisen, dass ihre Vorwürfe stimmen. Der Film ist bisweilen zu konventionell inszeniert, aber sein Thema und die glänzenden Schauspieler – vor allem Rachel Weisz als Deborah Lipstadt - machen das wett. Deutlich wird am Ende, wie schmerzhaft das Eintreten für die Wahrheit sein kann und wieviel Geduld dabei manchmal erforderlich ist. Eine wertvolle Erkenntnis in Zeiten von Fake News und Wutbürger-Geschrei.

Sven Sakowitz