DVD & Blu-ray

DVD Vorstellungen der Woche

Lion – Der lange Weg nach Hause

Universum, 14.07.2017

„Lion – Der lange Weg nach Hause“, das ist doch der Film, in dem Nicole Kidman diese schrecklich absurde Perücke trägt. Stimmt! Aber: „Lion“ ist auch das herzzerreißendste Drama um einen kleinen indischen Jungen seit „Slumdog Millionär“. Und genauso spannend, denn wer könnte schon ungerührt dabei zusehen, wie ein 5-Jähriger völlig allein und schutzlos tausende von Kilometern über den indischen Subkontinent verfrachtet wird. Auch wenn man weiß, dass irgendwann Dev Patel daraus wird, dessen australische Adoptiv-Mutter Kidman spielt. Zwischen den Zeilen ist „Lion“ zudem eine Fallstudie darüber, dass zum Gelingen von Integration in einem neuen Kulturkreis, das Wissen um die eigene Herkunft gehört. Es ist sogar möglich, diese Herkunft auch nach 25 Jahren mithilfe von Google Earth zu eruieren. Auch das lehrt einen „Lion“, der auf einer wahren Geschichte beruht. Wenn man sich an all das noch in 20 Jahren erinnert, weil Nicole Kidman diese hässliche Perücke trug, dann hat diese wohl ihren Zweck erfüllt.

Edda Bauer


Sleepless – Eine tödliche Nacht

Eurovideo, 18.07.2017

Damals in Seattle war man schlaflos und hatte Schmetterlinge im Bauch. Nun in Las Vegas hetzt man durch die Nacht und ist von Stich- und Schussverletzungen gezeichnet. „Sleepless – Eine tödliche Nacht“ heißt dieser skrupellose Cop-Thriller, der selbst hartgesottenen Actionfans die Socken auszieht – außer einem Til Schweiger vielleicht, der bekanntlich unbestrumpft durchs Leben schreitet. Jamie Foxx, dessen Oscar bereits mehr als eine Dekade zurückliegt, gibt den zwielichtigen Undercover-Polizisten Vincent, der mit seinem Partner eine üppige Drogenlieferung raubt. Doch wer konnte ahnen, dass die millionenschwere Kokainlieferung Novak (Scott McNairy), dem übelsten Drogenboss der Stadt gehört. Flugs wird Vincents Sohn gekidnappt. Das Diebesgut muss zurück zum Besitzer. Doch zu allem Übel durchkreuzt nun auch noch die sehr engagierte Kollegin der Innenrevision Bryant (Michelle Monaghan) seine Pläne und die Nacht nimmt ihren katastrophalen Lauf. Ein bis zum Bersten geschnürtes Action-Korsett.

Björn Eenboom


Nicht ohne uns!

Farbfilm, 21.07.2017

Luniko wird nicht in einem SUV bequem vor die Schule gefahren. Sein Schulweg führt ihn durch gefährliche Straßen in einem südafrikanischen Township. Luniko geht in der ständigen Angst, überfallen zu werden. Jeder Tag beginnt für ihn mit der Einnahme mehrerer Tabletten, denn er ist an HIV erkrankt. Filmemacherin Sigrid Klausmann hat 16 Kinder aus 16 Ländern mit der Kamera begleitet. Eine verwandte Arbeit hatte bereits Pacal Plisson 2013 mit „Auf dem Weg zur Schule“ vorgelegt. Klausmann lässt viermal so viele Protagonisten zu Wort kommen wie Plisson. Das macht „Nicht ohne uns!“ facettenreicher, andererseits deutlich weniger konzentriert. Es bleibt kaum Raum für die Individualität der Kinder, vielmehr verengt die Regisseurin deren Aussagen zu einer Botschaft: Die Welt muss eine bessere werden. Es tut Not, dass Kinder gehört werden. Ihnen das zu ermöglichen, ist das große Verdienst von Klausmann. Der Verzicht auf den strengen Rhythmus und die manipulative Musik hätte dem Film jedoch besser getan.

Sylvie-Sophie Schindler