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DVD der Woche

Meine Zeit mit Cézanne

Prokino, 16.02.2017

Nein, kein Liebesfilm, wie der Titel suggerieren mag. Erzählt wird opulentem und schwelgerischem Historienambiente, die spannungsreiche Freundschaft zwischen Paul Cézanne und Émile Zola. Beide lebten für die Kunst. Der eine manisch und zerstörerisch, der andere diszipliniert und angepasst. Zwar küssten sie sich nicht und schlugen sich nicht, aber die Differenz ihrer Lebensentwürfe trieb sie stets zwischen Nähe und Distanz hin und her. Man könnte sagen: Sie erschöpften sich aneinander. Dass Zola seinen Freund zur Vorlage für seinen Roman missbrauchte, wird ihm dieser nie verzeihen. In „Das Werk“ schrieb der Schriftsteller über einen Maler, der sich umbringt, weil er keine Anerkennung findet. Tatsächlich hatte Zola den Ruhm, der Cézanne lange versagt blieb. Es dürfte wohl eine der schwersten Prüfungen für eine Freundschaft sein, den größeren Erfolg des anderen auszuhalten. Die andere Seite, die auch ausgelotet wird: Wie sehr muss man sich selbst verleugnen, um gesellschaftlichen Applaus zu ernten? Sylvie-Sophie Schindler