Kino

Die Ökonomie der Liebe

Camino · 3. November

Was bleibt übrig, wenn die Liebe zwischen zwei Menschen abhanden kommt? Im Fall von Marie (Bérénice Bejo) und Boris (Cédric Kahn) die gemeinsamen Töchter Jade und Margaux und ein Haus, das von Maries Geld bezahlt und von Boris in liebevoller Kleinarbeit renoviert wurde. Bei „Die Ökonomie der Liebe“ fühlt man sich unweigerlich an „Der Gott des Gemetzels“ erinnert, denn Schauplatz des französisch-belgischen Films ist fast ausschließlich das gemeinsame Haus. Boris ist gezwungen trotz Trennung noch die Couch zu bewohnen, da sein Einkommen nicht für ein eigenes Zuhause ausreicht. Eindrucksvoll porträtiert der Regisseur Joachim Lafosse die emotionale Diffizilität, die eine solche Situation mit sich bringt. Obwohl er stereotype Probleme wie die sich einmischende Schwiegermutter, den gemeinsamen Freundeskreis, der sich nicht für eine Seite entscheiden will und das stetige Anzweifeln der getroffenen Entscheidung thematisiert, schafft er es trotzdem die Spannung über die gesamte Filmlänge aufrecht zu erhalten. Das ist nicht zuletzt den beiden Hauptdarstellern zu verdanken, die den Schmerz, die in Hass umgeschlagene Liebe und das kurz aufblitzende Glück mit solcher Intensität und Überzeugung verkörpern, dass der Zuschauer sich der konstanten Angespanntheit nicht entziehen kann. Der spärliche Einsatz ist das dramaturgische i-Tüpfelchen.

Katharina Raskob