Kino

Die Neustarts der Woche

The Secret Man

WildBunch, 02.11.2017

The Secret Man Man mag nicht an einen Zufall glauben, wenn ausgerechnet jetzt ein Film über einen amerikanischen Whistleblower, der bislang erstmals einen US-Präsidenten zu Fall brachte, in die Kinos kommt. Natürlich bezieht sich der Titel „The Secret Man“ auf William Mark Felt, den Vizepräsidenten des FBI, der unter dem Pseudonym Deep Throat der wichtigste Informant in der Watergate-Affäre um US-Präsident Richard Nixon war. Das Ergebnis ist bekannt: Nixon verkündete am 8. August 1974 seinen Rücktritt für den nachfolgenden Tag. Mit „Die Unbestechlichen“ ist bereits ein Oscar-prämierter Eintrag in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen, Ex-New-York-Times-Journalist und Regisseur Peter Landsmann wirft den Blick in seinem biografischen Politthriller auf die andere Seite der Enthüllungen: Die Beweggründe von Felt (Liam Neeson), der aufgrund seines Hintergrundwissens zwischen der Loyalität zu seinem Arbeitgeber und dem Ruf einer ganzen Nation entscheiden muss. Ein akribisch inszenierter Geschichtsthriller.

Jonas Grabosch


Lady Macbeth

Koch, 02.11.2017

Lady Macbeth In der viktorianischen Einöde muss es der Himmel sein, wenn man ein Dach über den Kopf hat, das Feuer den eisigen Räumen den Anschein von Wärme verleiht und der Mann in der Dunkelheit nach dem Rechten schaut. Doch für Katherine ist es die Hölle. Ihr Schwiegervater ist ein drakonischer Pedant und ihr Ehemann ist nicht nur in der Erfüllung seiner ehelichen Pflichten kalt und unfähig. William Oldroyd übersetzt die Exposition seiner Variation von Leskows „Lady Macbeth von Mzensk“ in mürbe, wunderbar einsame, ausgesucht monochrome Bilder voll schlichter Schönheit. Die Abwesenheit von Filmmusik und die bis zur Selbstaufgabe distinguierten Darsteller hindern die folgende Geschichte daran, in die schlüpfrigen Fantasien von Groschenromankitsch abzugleiten. Klar, zähmt sich die nur oberflächlich devote Frau einen Liebhaber, geht in ihrem Tun über Leichen und klar, sucht man ein Happy End in der erotischsten Tragödie seit Pascale Ferrans „Lady Chatterly“ vergebens. Oldroyd ist ein großer Wurf gelungen.

Jörg Gerle


Die Reise der Pinguine 2

WildBunch, 02.11.2017

Pinguine So schnell kann keine Klimaerwärmung geschehen, wie es Babypinguinen gelingt, das Herz der Zuschauer zum Schmelzen zu bringen. Nachdem Regisseur Luc Jacquet mit seinem Debüt „Die Reise der Pinguine“ gleich den Oscar gewann, ist er nun 12 Jahre später wieder in die Antarktis zurückgekehrt. Die Polkappen schwinden, der Klimawandel schreitet voran und dennoch wird dies im Film nicht thematisiert. Mit neuester Kameratechnik und Drohnen hebt er seine Beobachtungen auf ein neues visuelles Level und verzichtet auf eine übertriebene Vermenschlichung der Vögel, denn diesmal werden ihnen keine Worte in den Schnabel gelegt. Ein bisschen holpriger gestaltet sich die Dramaturgie, die durch anfängliche Rückblenden eine gewisse Verwirrung stiftet, von der man sich aber nach 20 Minuten erholt hat. Dennoch wird die Geschichte, über die jungen schwarz-weißen Pilger, die sich das erste Mal zum Ozean aufmachen und die sich mit dem Schonen von Ressourcen bestens auskennen, wieder zu einem gelungenen Hinweis an den Menschen.

Nora Harbach


Patti Cake$ - Queen Of Rap

20th Century Fox, 02.11.2017

Patti Cakes Wie ein angehender Rap-Superstar sieht Patricia Dombrowski (Danielle Macdonald) auf den ersten Blick nicht aus. Doch die weiße, übergewichtige Schülerin in New Jersey träumt so hartnäckig von der HipHop-Karriere unter dem Künstlernamen Patti Cake$, dass sie einfach Realität werden muss. Zwischen Streits mit ihrer Mutter und allerlei Nebenjobs bietet sich für Patti bei einem Musikwettbewerb tatsächlich eine einmalige Chance. Und die will sie gemeinsam mit ihrem besten Freund (Siddharth Dhananjay) um jeden Preis ergreifen. Kommt im Regiedebüt von Geremy Jasper fast alles so, wie man es erwartet? Selbstverständlich. Und passt „Patti Cake$“ wirklich auf den Millimeter genau in die Schublade „Feelgood-Movie“, die das amerikanische Independent-Kino so gerne aufzieht? Aber sowas von. Was aber in diesem Fall nicht stört. Denn Hauptdarstellerin Macdonald ist eine echte Entdeckung. Und wenn Feelgood-Movies so charmant und sympathisch daherkommen wie dieser, dann fühlt man sich eben, nun ja, wirklich gut.

Patrick Heidmann