Kino

Die Neustarts der Woche

The Founder
Splendid

Eigentlich verlangt der amerikanische Traum, dass man für ihn arbeitet. Seit Ray Kroc (Michael Keaton) kommt es vor allem darauf an, wie man ihn vermarktet. Der glücklose Handelsvertreter macht eines Tages an einem kalifornischen Schnellrestaurant halt, das von den Brüdern McDonald betrieben wird und Hamburger in 30 Sekunden serviert. Kroc ist begeistert von der Effizienz des Unternehmens, weniger dagegen von der Bescheidenheit der Betreiber. Innerhalb von sechs Jahren baut er den Familienbetrieb zum Fastfood-Imperium aus und erfüllt dabei seine eigene Prophezeiung: „Geschäft ist Krieg.“ Das muss nicht zwangsläufig so sein, suggeriert die Filmbiografie, in der die McDonald’s-Produkte noch so aussehen wie auf dem Foto und nicht wie auf dem Tablett. Bis auch hierzulande eine Filiale von In-N-Out-Burger aufmacht, wirkt „The Founder“ wie ein Denkmal für ein pittoreskes Geschäftsgebaren, das zugunsten des schnellen Geldes ausgedient hat. Aber auch das gehört ja zum American Way of Life. Markus Hockenbrink


EinDorfsiehtschwarzEin Dorf sieht schwarz
Prokino

In Marly-Gomont sucht man in den Siebzigern verzweifelt nach einem Arzt. Letztendlich entschließt sich der aus dem Kongo stammende Dr. Zantoko (Marc Zinga), sich in der französischen Provinz niederzulassen und damit den Neuanfang in einem fremden Land zu wagen. Weder die von Paris träumende Gattin (Aissa Maiga) samt Kindern noch die meisten Dorfbewohner sind begeistert. Aber natürlich weichen nicht zuletzt dank Neugeborenen und Fußball die Fronten früher oder später auf. „Ein Dorf sieht schwarz“ schürft beim Thema Rassismus nicht tief und die Handlung verläuft wenig originell. Wirklich übel nehmen mag man dem Film außer seinem unsäglichen deutschen Titel allerdings kaum etwas. Regisseur Julien Rambaldi orientiert sich bei der Verfilmung dieser wahren Geschichte weniger an albernen französischen Komödien der letzten Zeit als an britischen Vorbildern wie „East is East“ oder „Kinky Boots“. Mit deren Witz und Charme kann er, auch dank des gut aufgelegten Ensembles, mithalten. Patrick Heidmann


CaminoStille Reserven
Camino

In der dystopischen Zukunft des Wiener Regisseurs Valentin Hitz ist nicht mehr das Überleben, sondern das Sterben erstrebenswert. Hat man sich nicht rechtzeitig abgesichert bevor der Tod naht, droht die Verkümmerung in einem Dämmerzustand und die Existenz als menschliches Ersatzteillager oder Datenspeicher. Vincent Baumann (Clemens Schick) verkauft Todesversicherungen für einen mächtigen Versicherungskonzern (der Staat spielt praktisch keine Rolle mehr) und ist Profiteur eines Systems, das er erst infrage stellt, als er der Sängerin Lisa (Lena Lauzemis) begegnet und dadurch vom Weg abkommt. In dieser grauen Welt vermittelt sie ihm Zuneigung und Hoffnung. Doch viel zu leicht wird hier ein Täter zum Opfer des Systems, das er repräsentiert. Auch die moralische Grundhaltung ist etwas zu durchsichtig, um ernsthaft erschüttern zu können. So bleibt die Relevanz dieser Zukunftsvision, die trotz faszinierender Bilder und beeindruckendem Setting nicht immer fesseln kann, eine bloße Behauptung. Lars Backhaus