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Die Kommune

ProKino · 25. August

Wer Kommune sagt, muss auch Rainer Langhans und Uschi Obermaier sagen. Der nackte Hintern war die Botschaft, Sex rund um die Uhr der Alltag. Der dänische Dogma-Regisseur Thomas Vinterberg, der etwa in „Das Fest“ zeigte, dass er ein Faible für düstere Familienaufstellungen hat, lässt in „Die Kommune“ wieder Menschen in ihren Abgründen aufeinander prallen. Der Mensch in seinem ewigen Bemühen ist eine tragische, aber eben auch komische Figur. Zum Glück kann Vinterberg auch Humor. Der Film basiert auf seinen eigenen Erfahrungen als Kind und Jugendlicher in einer Kommune. Man schreibt die Siebzigerjahre. Die Mitglieder gehen zum Nacktbaden, meistens aber tragen sie Pullunder und Wollpullis, die bürgerlichen Normen hat man hinter sich gelassen, freie Liebe wird praktiziert und endloses Diskutieren zelebriert. Und täglich die Befindlichkeitsfrage: „Wie geht es dir heute?“ Im Mittelpunkt der Gruppe stehen Erik, Architekturdozent Anfang 50 (Ulrich Thomsen), seine Frau Anna (Trine Dyrholm) und die junge Studentin Emma (Helene Reingaard Neumann), ein jüngeres, attraktiveres Abbild von Eriks Frau. Die Amour fou ist bald begonnen, aber Anna denkt nicht daran, die besitzergreifende Ehefrau zu spielen. Stattdessen wird Emma, auf Annas Initiative hin, Teil der Kommune. Ein Mann, zwei Frauen, warum sollte das nicht möglich sein? Doch Erik will keine zwei Frauen, er will Emma. Anna, alleine im Bett, hört aus dem benachbarten Zimmer das lustvolle Stöhnen ihres Mannes, das einst ihr galt. Ist der Preis, den Anna für das Konzept des Andersseins bezahlen muss, zu hoch? Muss sie ihre Ideale loslassen? Und, Liebe, wie geht das eigentlich? Moral und Verurteilungen haben bei Vinterberg keinen Platz. Umso mehr aber Gefühlstiefe und Sensibilität.

Sylvie-Sophie Schindler