Kino

Die Hände meiner Mutter

Farbfilm · 1. Dezember

Die Dunkelziffer ist hoch. Was auch daran liegt, dass es sich um eines der wenigen Tabuthemen dieser Zeit handelt: Mütter, die ihre Kinder sexuell missbrauchen. Laut Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs sollen die Zahlen bei Missbrauch durch Frauen bei etwa zehn bis 20 Prozent liegen. Der junge Regisseur Florian Eichinger („Bergfest“, „Nordstrand“) hat sich nun des brisanten Themas angenommen. Ohne jeglichen reißerischen Voyeurismus, sondern still und eindringlich erzählt er die Geschichte des 39-jährigen Markus (Andreas Döhler), den die Erinnerungen an die Grenzüberschreitungen in seiner Kindheit einholen, als sein vierjähriger Sohn Adam von der gemeinsamen Toilettenpause mit Großmutter Renate eine kleine Schnittwunde davonträgt. Mit einem Mal steht ihm vor Augen, was seine Mutter ihm angetan hat, als er noch ein Kind war. Konfrontiert mit dieser fürchterlichen Wahrheit, reagieren seine Angehörigen allerdings nicht mit Trost, Unterstützung oder Verständnis, sondern mit Ablehnung und Abwehr. „Wieso fällt dir das heute ein, das ist doch ewig her“, sagt seine Frau (Jessica Schwarz). „So was gibt man nicht mal zu, wenn es wahr wäre“, poltert der Vater. Eine schmerzvoll ernsthafte, von Timo Schwarz eindringlich fotografierte und von André Feldhaus behutsam vertonte Geschichte, die lange nachhallt.

Sylvie-Sophie Schindler