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Der Fall Eichmann

Koch Media · 28. April

In der Nacht des 31. Mai 1962 wurde Adolf Eichmann in Israel durch den Strang hingerichtet. Seine Asche streute man ins Mittelmeer, weit außerhalb jeglichen Hoheitsgebiets. Eichmann, dem nach Ende des Dritten Reichs meistgesuchten Kriegsverbrecher war, gelang es, 15 Jahre lang unterzutauchen, bis ihn auf einer Straße in Buenos Aires ein ehemaliger KZ-Häftling erkannte. Am 11. April 1961 wurde Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt. Im ersten von fünfzehn Anklagepunkten hieß es: „Verursachung des Todes von Millionen von Juden durch Vernichtungslager, Einsatzgruppen, Arbeitslager, Konzentrierung und Massendeportation.“ Der amerikanische TV-Produzent Milton Fruchtman und der Regisseur Leo Hurwitz bewirkten damals, Kameras im Gerichtssaal aufzustellen – trotz zahlreicher Todesdrohungen. Zudem gab es zunächst Widerstand vom damaligen israelischen Premierminister David Ben-Gurion, der einen „Show-Prozess“ befürchtete. Doch den Machern ging es um Aufklärung, um ein Mahnmal gegen die Schrecken des Holocausts. Schließlich wurde der Prozess in 37 Länder ausgestrahlt – noch niemals hatte eine Fernsehdokumentation diese Reichweite. Die brillante BBC-Produktion „Der Fall Eichmann“ rekonstruiert, wie es zu den TV-Übertragungen kam, zeigt dessen Bedeutung und die Reaktionen. Einerseits in Spielfilmszenen nachgestellt, und unter anderem hervorragend besetzt mit Martin Freeman, andererseits mit Originalaufnahmen aus dem Gerichtssaal. Und da ist sie wieder, die Erkenntnis: Das Böse, es ist niemandem anzusehen. Prozessbeobachterin Hannah Arendt entwickelte später daraus ihre These von der „Banalität des Bösen.“ Eichmann steht nach wie vor beispielhaft für Menschen, die Verantwortung für ihr Tun mit dem Hinweis leugnen, sie würden lediglich Befehle ausführen.

Sylvie-Sophie Schindler