Musik

David Crosby

Lighthouse

Universal · 21. Oktober

Einen unbändigen Schaffensdrang kann man David Crosby nicht nachsagen. Der 75-jährige Folk-Pionier veröffentlicht mit „Lighthouse“ gerade mal sein fünftes Soloalbum. Für jemanden, der in den Sechzigerjahren mit seinen Bands The Byrds sowie Crosby, Stills & Nash (& Young) einen Hit nach dem anderen schrieb, ist dieser Output vergleichsweise überschaubar. Die nun zweite Soloplatte in zwei Jahren erscheint da fast als kleine Überraschung und ist vor allem dem Zusammentreffen von Crosby und Michael League (Bassist des Jazz- & Funk-Kollektivs Snarky Puppy) geschuldet. Es ist ein Treffen der Generationen, das Crosby als eine der besten Erfahrungen seines Lebens bezeichnet. Der nur halb so alte League komponiert zusammen mit der Ikone eine Platte voll feingesponnener Akustiksongs, die der tosenden See auf dem Cover kaum Stand halten. Doch während der einstige Weggefährte Graham Nash zuletzt überwiegend wehleidig in die Vergangenheit blickte, hat sich Crosby den poetischen Protestsinn bewahrt. „Somebody Other Than You“ ist ein Song über die Obrigkeiten, die statt der eigenen stets die Kinder anderer in Kriege beordern, „Look In Their Eyes“ einer über syrische Flüchtlinge, die in Griechenland gestrandet sind. Wenn dazwischen auch noch unprätentiöse Liebeslieder stattfinden, ohne den Kontext zu lädieren, dann wartet man auch in Zukunft geduldig.

Daniel Thomas