Kino

Chasing Niagara

Studio Hamburg Enterprises · 25. August

Ende des 19. Jahrhunderts galt die Fahrt über die Niagarafälle unter Sensationsartisten als waghalsigste Mutprobe schlechthin, aber es dauerte noch bis 1901, bis jemand diesen Stunt auch überlebte. Die damals 63-jährige Lehrerin Annie Taylor überwand als erste den 57-Meter-Sturz in einem Holzfass, konnte von ihrem Nachruhm aber nicht leben. Das ist heute, wo es viel mehr technologische Möglichkeiten gibt, seine Lebensmüdigkeit zu dokumentieren, anders. Rafa Ortiz zum Beispiel ist sogar hauptberuflich Extrem-Kajakfahrer und kennt sich mit vertikalen Schussfahrten daher bestens aus. Nachdem er sich in den Kopf gesetzt hat, illegalerweise die Niagarafälle hinabzufahren, bereitet er sich mit seinen Freunden akribisch auf das Vorhaben vor – der besonderen Gefahrenlage wegen ganze drei Jahre lang und größtenteils begleitet von der Kamera. Die führt entweder der ebenfalls als Extremsportler bekannte Regisseur Rush Sturges, oder sie wird einem der verschiedenen anderen Wahnsinnsknaben auf den Sturzhelm geschnallt, bevor er sich in azurblaue mexikanische Todesstrudel stürzt. Die buchstäblich rauschenden Bilder, die dabei zustande kommen, sind nicht einfach bloß fürs Kino, sondern explizit für die vorderen Reihen im Kino gemacht, denn „Chasing Niagara“ möchte sein Publikum schreien hören. Dass bei dem spektakulären Dokumentarfilm tatsächlich noch eine glaubwürdige Geschichte über Freundschaft und Hingabe im Hintergrund steht, ist eine angenehme Überraschung, die man dem reißerisch anmutenden Thema anfangs nicht unbedingt zugetraut hätte. Ob es am Ende wirklich die Niagarafälle hinab geht oder nicht, wirkt da beinahe schon nebensächlich.

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Lars Backhaus