DVD & Blu-ray

Caracas, eine Liebe

Weltkino · 18. November

Beim Filmfestival in Venedig war es 2015 die Sensation: ein Film aus Venezuela gewann gegen den Goldenen Löwen, mit einer schwulen Geschichte. Ob „Caracas, eine Liebe“, das Spielfilmdebüt von Lorenzo Vigas, tatsächlich der beste Film des Festivals war, sei dahingestellt. Sehenswert ist er allemal. Armando (Alfredo Castro), ein gut situierter Zahntechniker im besten Alter, holt sich gegen Geld junge Männer ins Haus. Doch als er an den Straßenjungen Elder (Luis Silva) gerät, kommt erst Gewalt und dann die Liebe ins Spiel, was natürlich nicht gut ausgehen kann. Ganz langsam und still erzählt Vigas diese Geschichte der großen Emotionen: Bindungsunfähigkeit und unterdrückte Gefühle, Einsamkeit und Verzweiflung, das Fehlen von und der Verrat durch patriarchische Figuren. Man könnte auf den ersten Blick attestieren: bisweilen langweilig. Denn „Caracas, eine Liebe“ verlangt dem Zuschauer eine große Portion Geduld ab. Lässt man sich darauf ein, entwickelt der Film allerdings einen eigenwilligen, spannenden Sog.

Patrick Heidmann