Literatur

Buch der Woche

Rebecca Hunt - Everland

Luchterhand Literaturverlag · 13. Juni

Es ist die Suche nach dem Sinn in der Eroberung des Nutzlosen, die den Menschen dazu antreibt, in lebenswidrige Gebiete vorzudringen. Es muss dieser Abenteuertrieb sein, der sich anachronistisch zum technologischen Fortschritt verhält, um den Menschen immer wieder die Grenzen seiner Existenz zu vergegenwärtigen. Ob vor hundert Jahren oder nach der Jahrtausendwende. Selten ist es in der Literatur gelungen, diese Gegensätze des Menschseins besser zu imaginieren als in Rebecca Hunts „Everland“. Hunt legt in diesem vielschichtigen Abenteuerroman anhand zweier fiktiver Expeditionen diese klaffende Wunde frappierend frei. Sie verwebt spielerisch eine britische Expedition in der Antarktis auf der bisher unerforschten Insel Everland aus dem Jahr 1913 mit einer Jubiläumsexpedition hundert Jahre später. Mit je drei entgegengesetzten Charakteren. Die der Führungsperson, der vermeintlich stärksten und die des schwächsten Glieds. Ein fundierter, eindringlicher und von seiner Synchronizität geprägter Thriller.

Björn Eenboom