Literatur

Buch der Woche

Radek Knapp - Der Mann, der Luft zum Frühstück aß

Deuticke · 20. Februar

„Ein Mann, der sein Leben in die Hand nimmt, sieht alles mit anderen Augen.“ Dieser Satz stammt aus „Die Brücken am Fluss“ - der vielgereiste Fotograf Robert Kincaid sagt ihn zur trübseligen Francesca Johnson. Wir erfahren davon genau eine Seite vor der Einführung des Tausendsassas, dem Radek Knapps optimistische Erzählung seinen Namen verdankt: Er verwandelt Luft in Stärke und futtert sich so genug Kraft an, um aus seiner Gefangenschaft auszubrechen. Es sind diese Bilder von Freiheit und Selbstermächtigung, die „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“ tragen. Die Geschichte begleitet den in Polen geborenen, als Kind emigrierten Walerian: Er lernt Deutsch mit Asterix-Heften im Chemie-Unterricht, verkauft später Würstchen und liest Heizungen ab, lässt sich von einer alten Liebe aufgabeln und versucht, einem Selbstmörder das Leben zu retten. Für all dies findet Knapp eine Sprache, die die zauberhafte Naivität der jungen Jahre und eine (früh-)reife Lakonie zusammenführt, sodass Mut und Humor zugleich sprechen. Schön.

Friedrich Reip