Literatur

Buch der Woche

José Eduardo Agualusa - Eine allgemeine Theorie des Vergessens

C.H. Beck · 21. Juli

„Einer mit einer guten Geschichte ist fast schon ein König“, heißt es in einem Kneipengespräch in José Eduardo Agualusas „Eine allgemeine Theorie des Vergessens.“ Somit ist Agualusa selbst ein König vieler kleiner Geschichten - mit großer Sorgfalt gewoben um die Phobikerin Ludovica, die sich am Ende der portugiesischen Kolonialzeit in Angola mit ihrem Albino-Hund Fantasma einmauert. 30 Jahre verlässt sie die Wohnung nicht und lebt in einem Land, in dem nach Revolution ein langer, zermürbender Bürgerkrieg zwischen Sozialismus und Kapitalismus tobt. Agualusa, versierter Journalist in Angola und Brasilien, erzählt mit einer markanten Vorliebe für polierte Formulierungen pittoreske, nahezu magisch-realistische Schicksale. Der Detektiv Daniel, der Ludovica nach langer Zeit aufspürt; Monte, der Folterknecht, der seine eigenen Verhörmethoden nicht mag oder Ché Guevara, der nervöse Affe im Hinterhof: Sie alle bilden einen substanziellen Roman über Angst, Demütigung und menschlichen Überlebenswillen.

Miguel Peromingo