Literatur

Buch der Woche

Fabian Hischmann - Das Umgehen der Orte

Berlin Verlag · 12. Januar

Es ist ein Kosmos einsamer Nomaden, in den uns Fabian Hischmann mit seinem neuen Roman „Das Umgehen der Orte“ entführt: Unerfüllte Liebeshoffnungen oder Trennungen sitzen Figuren wie Lisa und Kolja im Nacken, andere müssen mit gescheiterten Lebensentwürfen und gar dem Tod umgehen. Vermeintlich haben alle ihre ganz eigenen Erfahrungen, vermeintlich sitzt jeder von ihnen auf seiner Insel, von der er nicht wegkommt. Dass der 1983 in Donaueschingen geborene Autor die einzelnen Episoden dennoch – etwa über Hinweise auf Márquez‘ Opus magnum „Hundert Jahre Einsamkeit“ oder den Film „Good Will Hunting“ subtil miteinander verlinkt – zeigt: Es gibt ein tragfähiges Netz, hergestellt über das Erzählen von Geschichten. Alleinsein funktioniert hier nur gemeinsam. Eine überzeugende Konstruktion, die zudem mit einer unverbrauchten Sprache daherkommt. Treffen wir derweil auf „verpennte Gletscheraugen“ oder „Understatement-Bonzen“, entsteht ein unverkennbarer Hischmann-Sound: poppig und mitreißend in jeder Silbe.

Björn Hayer