Literatur

Buch der Woche

Brian van Reet - Beute

Rowohlt Hundert Augen · 21. Juli

Das erste Opfer, was im Krieg bekanntlich anheimfällt, ist die Wahrheit. Gepaart mit der Erkenntnis, dass in den Kriegen der Neuzeit das klassische Rollenbild aus Siegern und Besiegten ausgedient hat. Der amerikanische Schriftsteller und ehemalige US-Soldat Brian van Reet versucht in seinem Erstlingswerk „Beute“ diese verschütteten Einsichten offenzulegen, um so ein möglichst ungeschöntes Bild des Krieges darzulegen. Er verquickt dabei die drei unterschiedlichen Perspektiven seiner Protagonisten vor dem Hintergrund einer Geiselnahme zu Beginn des zweiten Irakkrieges und lässt so die Biografien einer lesbischen US-Soldatin namens Cassandra mit der des altgedienten Mudschahedins Abu al-Hul und die eines weiteren US-Soldaten miteinander kollidieren. Reet geht äußerst fundiert vor und skizziert damit ein glaubwürdiges Kriegsszenario, das nur Verlierer kennt. Einzig der Narration sei anzulasten, dass sie sich an der vorhersehbaren Plotstruktur des Kinos anlehnte. Dennoch, ein gelungenes Debüt.

Björn Eenboom