Musik

Barry Gibb

In The Now

Columbia/Sony · 7. Oktober

Der letzte Bee Gee, traurig aber wahr. Anders als Bruder Robin verfolgte Barry nie eine ambitionierte Solokarriere abseits der Band Of Brothers. 1984 erschien zwar ein Solowerk, „Now Voyager“, es blieb jedoch blass; seine Arbeit als Autor, Produzent und Duettsänger von Barbra Streisand war der deutlich erfolgreichere Ausflug. Es schien, als wäre Barry Gibb eher Kreativpartner, als Solostar. Dann starb Robin Gibb 2012 – und auch wenn die Bee Gees seit 2001 keine Platte mehr gemacht hatten, intensivierte Barry nach dem Tod seines Bruders die eigene Karriere. Er spielte Konzerte, dann bereitete er sein zweites Album unter eigenem Namen vor. „In The Now“ bietet wenig Überraschungen. Es klingt wie ein Bee-Gees-Album heute klingen würde – nur dass die Stimmen von Robin und Maurice fehlen. Geschrieben hat er die Songs zusammen mit seinen Söhnen Stephen und Ashley. Das ist eine rührende Familiengeschichte, jedoch retten die Jungs den arg braven Mainstreampop des Papas nicht vor Langeweile. Ein Song wie das dezent rockige „Grand Illusion“ klingt so fad wie eine Stunde Wartezeit im Bürgerbüro. Besser schneidet Barry Gibb im Balladenfach ab: Das abwechslungsreiche Diamonds besitzt tatsächlich Tiefgang. Er fabuliert, wäre er ein wohlhabender Mann, entstünden aus Tränen Diamanten. Reich ist er auch ohne dieses Naturphänomen, aber man weiß schon, worauf er hinaus will.

André Boße