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26.06. | DVD Vorstellungen der Woche

Das Leuchten der Erinnerung • Der andere Liebhaber

DasLeuchtenderErinnerungSeit Alzheimer 2006 durch „An ihrer Seite“ oscarverdächtig wurde, flimmerten unzählige Demenz-Varianten über Leinwand und Bildschirm: die verfrühte („Still Alice“), die vereinsamende („Robot & Frank“), die abenteuerliche („Logan“), die unsinnige („Honig im Kopf“). Allen gemeinsam ist das Rührende, das aufkommt, wenn Alte und Kranke die Story beherrschen und sich noch einmal mit letzter Kraft gegen das Ende stemmen. „Das Leuchten der Erinnerung“ bildet da keine Ausnahme. Ella und John machen sich mit ihrem Wohnmobil auf nach Florida. Er leidet an einer frühen Phase von Demenz, sie an einer späten von Krebs. Die Reise soll ihre letzte gemeinsame werden, daran lässt kaum eine Szene Zweifel. Vor den drohenden Kitsch hat der italienische Regisseur Paolo Virzì („Die Überglücklichen“) jedoch den harten Altersalltag mit Inkontinenz und Pillen-Cocktail gestellt, sowie den garstigen Humor aus „About Schmidt“. Letzteres bleibt vor allem Helen Mirren vorbehalten, während Donald Sutherland fürs Nett-Skurrile zuständig ist.

Edda Bauer


DerandereLiebhaberFrançois Ozon („Jung & schön“, 2013) hat einen erotischen Psychotherapie-Thriller gedreht, das sieht ihm ähnlich! Die schöne und gebeutelte Chloé (Marine Vacth) verliebt sich in ihren freundlichen Therapeuten und beide werden im Handumdrehen ein Paar. Wie es der Zufall will, erfährt sie, dass ihr Freund einen geheimen Zwillingsbruder hat, der ebenfalls als Psychologe tätig ist. Und dieser ist alles andere als freundlich, sondern weckt ihre dunkelsten Begierden. Mit viel freudscher Symbolik, eine zu einem Auge werdende, geöffnete Vagina (Ist hier die Seele der Patientin zu finden?) und einigem an archaischer Analyse (Mögen nur böse Menschen Katzen?) wird die Dame von den Herren in die Mitte genommen (davon träumt sie wohl) und kommt so ihrem Trauma endlich näher. Von dem feinen Herrn Ozon, den man in „Jung und Schön“ und „Swimming Pool“ mit filigranem Gespür für menschliche Abgründe bewundern konnte, ist leider wenig zu sehen. Galanterweise enthält er dem Zuschauer den visuellen Genuss aber zumindest auch hier nicht vor.

Nora Harbach