Literatur

04.07. | Buch der Woche

Vivian Dittmar • Der emotionale Rucksack

Vivian Dittmar

Der emotionale Rucksack

Kailash • 14.05

Jeder kennt das: Es gibt Situationen im Leben, in denen wir plötzlich heftig reagieren und danach gar nicht genau wissen, wie es dazu kommen konnte, uns selbst und unsere Handlungen nicht mehr verstehen. Entweder werden wir dann von starken Emotionen überwältigt oder fühlen auf einmal gar nichts mehr. So ging es auch Vivian Dittmar, als sie mit ihrem kleinen Sohn im Schwimmbad war und die beiden ohne Vorwarnung von der Bademeisterin angepflaumt wurden. Sie brach in Tränen aus und flüchtete mit dem Kleinen in die nächste Umkleidekabine. Grund genug, diese plötzliche Reaktion zu hinterfragen. Heute weiß die Seminarleiterin, Autorin und Mutter: Es war ihr emotionaler Rucksack, der sich meldete. Der enthält nämlich unser emotionales Gepäck und damit unverarbeitete Erlebnisse aus der Vergangenheit, die in bestimmten Situationen die Kontrolle übernehmen und zu solch vermeintlichen Überreaktionen führen können.

Doch wo kommen diese Gefühle und Reaktionen her, wer ist dafür verantwortlich und vor allem: wie gehe ich damit um? Das sind drei der Kernfragen, zu dessen Beantwortung Dittmar ihre Leser hinführen möchte. Jeder einzelnen geht sie mit anschaulichen, oft persönlichen Beispielen und auf sympathische Art auf den Grund. So erfährt man, was es mit dem emotionalen Gepäck eines jeden Einzelnen auf sich hat, welchen Einfluss dieses auf unser tagtägliches Leben nehmen kann und bekommt zudem Techniken und Strategien aufgezeigt, mit denen der Rucksack und die aufgestauten Emotionen auf gesunde Art und Weise „entladen“ und aufgeräumt werden können, sodass ein bewusster Umgang mit den emotionalen Lasten möglich wird. Kleine Übungen helfen am Ende der Kapitel, das eben Gelesene direkt bei sich selbst zu überprüfen, auch wenn man diese natürlich nicht zwingend nachmachen muss. Nebenbei vermittelt Vivian Dittmar in lockerem, gut verständlichen Schreibstil einige Schlüsselbegriffe und stellt dazu sehr anschauliche Theorien vor, sodass man als Leser häufig ins Nachdenken gerät, weil man oftmals Parallelen zum eigenen Leben erkennen kann.

Frei steht es also jedem, etwas aus diesem Buch mitzunehmen und dadurch schlussendlich einen besseren Umgang mit negativen Emotionen zu finden – die geeignete Grundlage ist in jedem Fall gegeben.

Hannah Heubel