Wolfgang Niedecken
„Ich kann nichts anderes, als die Trommel zu rühren.“
Zur Person
Wolfgang Niedecken (geboren am 30. März 1951 in Köln) spielte als Internatsschüler in Rheinbach in diversen Schülerbands. Er studierte in seiner Heimatstadt Kunst. Seinen ersten Text auf Kölsch schrieb er 1976, kurz vorher gründete sich der Kern der Band, die ab 1977 Wolfgang Niedeckens BAP hieß und den Kölschrock bundesweit bekannt machte. Der Bandname steht im Kölschen für » Papa «, er entstand, weil Niedecken bei den ersten Proben sehr viele Geschichten von seinem sparsamen Vater erzählte, der einen kleinen Lebensmittelladen im Severinsviertel führte. Wolfgang Niedecken hat zwei Söhne aus seiner ersten Ehe sowie zwei Töchter aus seiner zweiten Ehe mit seiner Frau Tina. Er lebt, mit Blick auf den Rhein, im Süden von Köln. Im Frühjahr 2020 wurden Tina und Wolfgang Niedecken zum ersten Mal Großeltern. Zwar wohnt Tochter Isis in Berlin, ihr Sohn Noah wurde jedoch dort geboren, wo auch Opa Wolfgang zur Welt kam: im Severinsklösterchen.
26.10.2005. Der wie immer schwarz gekleidete Wolfgang Niedecken setzt sich in eine der Logen des Bochumer Schauspielhauses. Am Abend wird er auf der Bühne stehen, doch daran denkt der BAP-Frontmann während des Interviews noch nicht: Konzentriert und aufmerksam stellt er sich den Fragen.
Herr Niedecken, Sie waren gerade mit der Bob Dylan-Biografie auf Lese- und Spielreise. Mit diesem Programm untermauern Sie das Image: Niedecken, der Dylan aus der Kölner Südstadt. Haben Sie sich damit lediglich arrangiert oder warum gehen Sie auf Dylan Reise?
Wolfgang Niedecken: Ich mache das, weil ich es gerne tue. Ich weiß, dass es in der Dylanalogen-Gemeinde viele sehr freudlose Gestalten gibt, bei denen jeder Artikel mit den Sätzen endet: Keiner singt Dylan wie Dylan, und niemand darf sich an seinem Repertoire vergreifen. Das ist Quatsch!
Aber Ihr Dylan Image greift doch auch viel zu kurz, oder?
Natürlich greift es zu kurz. Aber ich habe mich nie darüber geärgert. Nachdem ich in den Anfängen von BAP mal allein in einer Kneipe gespielt habe, klebt dieser Begriff ‚Südstadt-Dylan’ an mir und hat sich verselbständigt. Was sollte ich dagegen machen? Ich sah ihm ähnlich mit meiner Westerngitarre und der Mundharmonika. Es gibt schlimmere Etiketten.