Vicky Leandros
„Wenn ich etwas an Griechenland kritisiere, dann den mangelnden Zusammenhalt.“
Zur Person
Vicky Leandros wanderte im Alter von sechs Jahren als Vassiliki Papathanasiou mit ihren Eltern nach Deutschland ein und belegte bereits 1967 als Teenager den vierten Platz beim Grand Prix Eurovision de la Chanson mit einem Song, der daraufhin die bis heute meistverkaufte Single des Wettbewerbs wurde. 1972 gewann sie den ESC mit „Après toi“. Ihr Vater Leo Leandros war in den Fünfzigern ein Star des Schlagers. Sie zeigt sich in ihrer bis heute andauernden Ausnahmekarriere als wandelbare Weltklassesängerin zwischen Chanson, Pop, Jazz und zeitlosem Lied. 1986 heiratete sie Enno Freiherr von Ruffin und machte eine knapp zehnjährige Pause, um sich ihren drei Kindern zu widmen. Mitte der Neunziger knüpfte sie nahtlos an ihre alten Erfolge an. Von 2007 bis 2009 war sie stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin in Piräus, sie engagiert sich aber auch abseits organisierter Politik für zahlreiche Projekte. So ist sie die erste Frau, der der Orden der „offiziellen Botschafterin der orthodoxen Kirche Alexandrias und Afrikas für die Kinder Afrikas“ verliehen wurde. Leandros lebt in Hamburg und Berlin.
24.10.2015, Hamburg. Gute zweitausend Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Bar des Atlantic Hotels Kempinski an der Hamburger Außenalster und den Kais von Piräus, wo Vicky Leandros zwei Jahre lang in Amt und Würden war. In der deutschen Hafenstadt ringen Plakate miteinander um das Für und Wider einer Olympiabewerbung. In der griechischen hat der Weltstar zwei Jahre lang gegen alle Widrigkeiten Kulturpolitik betrieben. Bezüglich ihrer Leistungen in dieser Phase gibt sie sich bescheiden. Ihre Erinnerungen ermöglichen dennoch einen erkenntnisreichen Einblick in die Chancen und Probleme Griechenlands. Aus den Lautsprechern im edlen Furnier tröpfelt latent trauriger Smooth Jazz. Neben der geteilten Kaffeekanne liegt ein Notizzettel mit einer beachtlichen Liste kommender Konzerttermine.
Frau Leandros, Sie waren von 2007 bis 2009 stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen in Piräus. Wieso eigentlich dort?
Vicky Leandros: Piräus ist Griechenlands größte Hafenstadt. Vor allem aber lebte dort meine Mutter. Es ist ihr Geburtsort. Wir haben starke familiäre Bande in der Stadt.
Was zeichnet den Ort abseits davon aus?
Piräus pulsiert und ist voller Leben. Eine wunderschöne Region, die ich damals allerdings überhaupt nicht mehr als schön empfand. Das war einer der Gründe, wieso ich für das Amt kandidiert habe. Es gab so vieles zu verändern und wieder zu dem zu machen, was es einmal war oder was es wieder werden könnte.