Udo Jürgens

Udo Jürgens

„Ich bin an den Alltäglichkeiten gescheitert.“

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21.08.2006, Zürich. Udo Jürgens empfängt uns am Nachmittag in einem adretten Vorort. Sein Haus ist hübsch, keineswegs protzig. Wir sprechen in der Wohnküche, der Gastgeber wirkt ausgeruht, ist aufmerksam und sucht immer wieder den direkten Augenkontakt.

Herr Jürgens, ich möchte mit Ihnen über Timing sprechen. Zum Beispiel darüber, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Udo Jürgens: (überlegt) Ich erinnere mich an Momente, an denen ich den falschen Ort zur richtigen Zeit verlassen habe. In Las Vegas brannte einmal ein Hotel ab. Es gab 83 Tote, und ich hatte das Haus zwei Stunden vorher verlassen. In Manhattan explodierte eine Bombe vor dem CIA-Gebäude, das ich mir eine halbe Stunde vorher angeschaut hatte. Wer ein langes Leben lebt, muss ein paar Mal auf sein Glück bauen. In diesem Sinne hatte ich das richtige Timing, konnte es aber selbst gar nicht beeinflussen.

Es gibt in Ihrer Biografie einige Punkte, an denen Sie etwas zu früh oder etwas zu spät dran waren. Zum Beispiel waren Sie schon als Kind so groß, dass Sie kaum noch in die Schulbank passten.

Früher waren die Menschen im Allgemeinen etwas kleiner und auf dem Land in Österreich sowieso. Ich war mit 14 Jahren schon 1,85, also fast ausgewachsen. Das war natürlich viel zu früh, zumal die österreichischen Landschulen nach dem Krieg unglaublich kleine Bänke hatten. Da habe ich überhaupt nicht reingepasst, musste mich aber damit arrangieren. Wobei ich als Schüler fortlaufend den Eindruck hatte, am falschen Ort zu sein.

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