Thilo Bode

Thilo Bode

„Wenn TTIP so durchkommt, wie es geplant ist, dann werden in Zukunft die Konzerne die Gesetze schreiben.“

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17.4.2015, Berlin. Seit Jahrzehnten gilt Thilo Bode als engagierter Kämpfer für eine bessere Welt. Nach seinen Jahren als Geschäftsführer von Greenpeace schaut er nun mit seiner Verbraucherorganisation Foodwatch der Nahrungsmittelindustrie auf die Finger. Gegenwärtig hat er einen ganz besonderen Gegner im Visier: das zwischen den USA und Europa verhandelte Freihandelsabkommen TTIP, zu dem er mit dem Bestseller „Die Freihandelslüge“ eine viel diskutierte Streitschrift veröffentlichte. Mit pointierten Worten erklärt er nicht nur seine Kritik an diesem Abkommen, sondern auch die Welt der NGOs und seine ganz persönlichen Beweggründe für den unermüdlichen Umwelt- und Lebensschutz.

Herr Bode, mit Ihrer Nichtregierungsorganisation Foodwatch verfolgen Sie in erster Linie das Ziel, die Ernährungsstandards in Deutschland zu verbessern. Nun wurden Sie durch die Veröffentlichung Ihres Buches „Die Freihandelslüge“ zur Galionsfigur des Widerstands gegen die „Transatlantic Trade and Investment Partnership“, kurz TTIP, das derzeit heftig diskutierte Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA. Wie kam es dazu?

Thilo Bode: Foodwatch hat grundsätzlich zwei Ziele: den Kampf gegen Täuschung bei Lebensmitteln und den Kampf für Gesundheitsschutz bei Lebensmitteln. Das sind gleichzeitig die zwei Säulen der europäischen Lebensmittelgesetzgebung. Beide werden auch durch TTIP berührt, weil über den Handel sowohl die gesundheitlichen Folgen als auch die Informationsvorgaben für Lebensmittel betroffen sind. Außerdem befassen wir uns mit Landwirtschaft, Tierschutz, Chemikalienzulassungen und der Auswirkung des Handels auf die Dritte Welt, was ebenfalls alles Gegenstand von TTIP ist. Dementsprechend gab es einen gewissen Druck unserer Mitglieder, hier etwas zu machen. Darüber hinaus geht es auch um ein ganz persönliches Interesse, weil ich TTIP für ein phänomenal wichtiges Abkommen halte – und zwar im negativen Sinne.

Fühlen Sie sich wohl in der Rolle des obersten Widerstandskämpfers, oder wurden Sie da aufgrund Ihrer Position auch ein wenig hineingedrängt?

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es gibt zahllose Organisationen und Unternehmen, die sich gegen das Freihandelsabkommen positionieren. Sicher hat das Buch dabei eine wichtige Rolle gespielt, aber aus meiner Sicht ist dieser Widerstand eine große Bewegung, die von vielen getragen und auch angeführt wird. Immerhin gehören inzwischen über 400 Organisationen in Europa zu diesem Widerstandsverbund.

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