Rena Tangens
„Datenbanken wecken Begehrlichkeiten.“
Zur Person
Zusammen mit ihrem Kollegen padeluun hat Rena Tangens 1984 die Galerie Art d’Ameublement in Bielefeld gegründet. Dort stellten sie 1985 drei Tage lang Mitglieder des Chaos Computer Clubs aus; auf dem Chaos Communication Congress 1988 gründete Tangens eine Frauengruppe namens Haecksen. Bereits ab 1986 beschäftigte sie sich mit dem Aufbau von freien Mailboxnetzen und initiierte die bis heute fortgeführte Veranstaltungsreihe ‚Public Domain’. Als Expertin für Datenschutz und Persönlichkeitsrechte wird Rena Tangens heute zu Vorträgen, Diskussionen und öffentlichen Anhörungen eingeladen und ist u.a. in Arbeitsgruppen der Bundesregierung und der EU aktiv.
22.11.2005, Bielefeld. Rena Tangens serviert in ihrer Küche Tee, bevor das Interview beginnt. Zu einigen Themen holt die Künstlerin und Bürgerrechtlerin Anschauungsmaterial hervor und erklärt ausführlich ihren Standpunkt. Es gibt aber auch Dinge, die sie nicht verrät.
Frau Tangens, für unsere Marginalspalte fragen wir immer biografische Daten ab. Sagen Sie mir Ihr Geburtsdatum?
Natürlich nicht. (lacht)
Was haben Sie dagegen, solche Daten preiszugeben?
Wenn Daten erst einmal da sind, werden sie meist auch verwendet. Datenbanken wecken Begehrlichkeiten. Digital vorliegende Daten verführen dazu, sie zu speichern und zu verarbeiten; zumal Löschen ein Vorgang ist, der Arbeit macht. Das ist wie beim Müll: Müllvermeiden ist besser, als auf eine geregelte Entsorgung zu achten. Letztlich wäre das sogar im Interesse vieler Firmen, denn es könnte später auf sie zurückfallen, sollte mit den gesammelten Daten irgendein Missbrauch betrieben werden. Nehmen Sie den Fall, als die Miles & More-Daten der Lufthansa aus einem Callcenter verschwunden sind: Wenn ich mich recht entsinne, gab es daraufhin diverse Einbrüche. Die Flugdaten reicher Leuten sind eine prima Information für Leute, die eine Villa ausrauben wollen.