Reinhold Messner
„Es braucht nur eine Kleinigkeit und du bist weg.“
Zur Person
Reinhold Messner (geboren am 17.09.1944 in Brixen) ist das zweitälteste von neun Kindern. Er wuchs in Vilnöss auf, einem engen Tal in Südtirol. Mit dem Vater bestieg er als Fünfjähriger den ersten Dreitausender. Er brach das Technik-Studium zugunsten der Kletterei ab. 1970 gelangte er zum Höhenbergsteigen: Er war Mitglied einer Expedition mit dem Ziel Rupal-Wand des Nanga Parbat, der höchsten Steilwand der Welt im Himalaya. Es folgten bis 1986 die übrigen 13 Achttausender dieser Erde. Messner durchquerte die Antarktis, Grönland und die Wüste Gobi; von 1999-2004 war er Abgeordneter im Europaparlament. Danach baute er eine Museumswelt mit sechs Standorten auf. Seit wenigen Jahren tritt er als Regisseur in Erscheinung. Messner ist seit 35 Jahren in zweiter Ehe verheiratet und hat insgesamt vier Kinder. Er lebt in Meran und auf Schloss Juval in Südtirol.
2. Oktober 2017, München. Reinhold Messner, weltbekannter Alpinist aus Südtirol, stellt sein neues Buch vor. „Wild“ handelt nicht von ihm, sondern von Frank Wild, der vor mehr als hundert Jahren zur Expeditionsmannschaft des britischen Polarforschers Ernest Shackleton gehörte. Der helle Seminarraum im obersten Stockwerk des Literaturhauses ist ein erhabener Ort: Altstadtpanorama mit barocker Theatinerkirche im Nachmittagsglanz. Es ist Messners sechstes und letztes Interview an diesem Tag. Fernreisen hat er hinter sich und vor sich – trotzdem scheint er gegenwärtig. 73 Jahre alt ist er, besitzt eine souveräne Ausstrahlung, die ihn zehn Jahre jünger wirken lässt. Wir sprechen über Tod und Wiedergeburt, Touristen auf dem Everest und seine Heimat, die Europa heißt.
Herr Messner, sind Sie eher ein Bauer oder ein Nomade?
Ich lebe beides. Im Laufe der Zeit habe ich drei kleine alte Bauernhöfe gekauft, die ich wiederaufgebaut und später dann verpachtet habe. Man kann nicht einen Bauernhof bearbeiten und gleichzeitig Expeditionen machen. Ich hatte mir das so vorgestellt, im Alter Kühe zu melken, Schweine zu füttern, aber ich tue es nicht. Das Know-how ist zwar da, aber ich werde ungeschickter. Traktor fahren ist schon schwierig für mich.
Und dann bricht bei Ihnen immer wieder der Nomade durch.
Ich bin Nomade geblieben, reise sogar mehr als früher – bin morgen in der Schweiz, fliege übermorgen nach New York, komme gerade aus Nepal. Alles zwar keine Notwendigkeit, aber möglich.