Phillip Boa
„Normalität: Das wäre schön.“
Zur Person
Phillip Boa, geboren am 18.01.1963 in Dortmund, gründete 1985 die Band Phillip Boa & The Voodooclub. Den Gesang teilte er sich mit seiner damaligen Partnerin Pia Lund. Die Musik klang damals wie nichts anderes: Alternative Popmusik mit Punk- und Avantgarde-Einfluss, geprägt vom Spiel zweier Schlagzeuger und den zwei unterschiedlichen Stimmen von Boa und Lund. Die Band hatte Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre auch Erfolg im Mainstream, Singles wie „Container Love“, „This Is Michael“, „ And Then She Kissed Me“ oder „Love On Sale“ sind Klassiker. Phillip Boa, der seit 1991 viel Zeit in Malta verbringt, veröffentlich bis heute regelmäßig Alben. Zuletzt erschien „Bleach House“, allerdings ohne Pia Lund, die den Voodooclub 2013 endgültig verließ. Das Album ist für Boa ein Erfolg: Die Platte stieg auf Platz sieben der deutschen Albumcharts ein.
02.09.2014, Köln. Kein deutscher Indierock ohne Phillip Boa. Der gebürtige Dortmunder steht seit Mitte der 1980er-Jahre für größtmöglichen Widerstand gegen das Business. Im 29. Jahr seiner Karriere erlebt der Musiker mit seinem neuen Album „Bleach House“ ein unverhofftes Karrierehoch: hohe Platzierungen in den Charts, ausverkaufte Clubs, großes Medieninteresse. Und das alles ohne die Hilfe der großen Industrie. Lieber macht Boa alles alleine. So auch die Planung des Interviews: Er wolle anrufen, hieß es. Doch es klingelt nicht. Kurz per Mail nachgehakt, dann ruft er an. „Sorry, hatte das irgendwie anders auf dem Zettel.“ Trotz des Kaltstarts redet er sich schnell warm und erzählt, warum seine Fans heute Manager-Aufgaben übernehmen und warum sein sehnlichster Wunsch, ein ganz normales Leben zu führen, kaum in Erfüllung gehen wird.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch, Sie sind mit ihrer neuen Platte auf Platz sieben der deutschen Albumcharts eingestiegen, zwischen den Beatsteaks und den Amigos. Ist Ihnen das egal? Oder strecken Sie dem Establishment die Zunge raus?
Phillip Boa: Weder noch.
Kommen Sie. Es ist Ihr 18. Studioalbum. Da muss es doch fantastisch sein, wenn die Platte so sehr zündet.
Aber ich liebe die anderen 17 Alben ja auch. Daher ist diese Platzierung nicht so wichtig. Ich bin jetzt 29 Jahre im Geschäft, und ich weiß schon, dass eine Chartplatzierung eine Momentaufnahme ist. Mehr nicht.