Philipp Winkler
„Maskulines Pathos funktioniert nur, wenn Männer unter sich bleiben.“
Zur Person
Philipp Winkler (geboren 1986 in Neustadt am Rübenberge bei Hannover) studierte bis 2012 Kreatives Schreiben & Kulturjournalismus und danach Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim. Zwischenzeitlich unternahm er längere Recherchereisen nach Albanien, Serbien, Japan und in den Kosovo. Literarisch machte er erstmals 2008 mit seiner Kurzgeschichte „Sommertage in Beirut" auf sich aufmerksam, für diesen Text erhielt er den Joseph-Heinrich-Colbin-Preis. Seitdem veröffentlichte er Texte in Literaturmagazinen, bis dann 2016 sein Debütroman „Hool“ im Aufbau Verlag erschien. Über das Thema Hooligans hatte er zur EM 2016 bereits einen vielbeachteten Text in der FAZ veröffentlicht. Philipp Winkler lebt als freier Autor in Leipzig.
13.03.2017, Leipzig. Wir treffen uns am frühen Abend in einem dunklen Pub im alternativen Viertel Leipzig-Lindenau. An der Wand hängt ein Fernseher, es läuft Fußball, was sonst. Man erwartet bei einem so martialischen Romantitel wie „Hool“, dass der Autor einer dieser Typen mit sehr festem Händedruck ist - erfreulicherweise entspricht Philipp Winkler diesem Klischee, das auch viele der veröffentlichten Fotos von ihm bedienen, nicht. Stattdessen: kurzer, weicher Händedruck, leise Stimme, kein Alpha-Männchen-Gehabe. Nichtsdestotrotz hat der Mann ein Buch geschrieben, das von vielen Kritikern als authentischer Einblick in ein kriegerisches Milieu gelobt wird. Aber was ist an Hooligans eigentlich so faszinierend?
Herr Winkler, waren Sie selbst ein Hooligan?
Nein, nie gewesen. Darüber nachgedacht habe ich bestimmt mal, aber nicht ernsthaft. Dazu habe ich selbst zu wenig Lust auf Gewalt und schlicht keinen Bock, auf die Fresse zu kriegen. Die Zähne zu verlieren, ist nicht schön und ziemlich teuer. Dann muss man auch die Bereitschaft haben, jemand anderen zu verletzen, das muss man auch erst mal können.
Und wollen!
Ja, und erst mal wollen, stimmt.