Petula Clark
„Ich bin eine Kulturversteherin.“
Zur Person
Petula Clark (geboren 1932 in Epsom, südlich von London) sang schon als Kind für die britische Armee. Mit zwölf Jahren wurde sie für das Theater entdeckt, schnell folgten erste Filme und eine eigene Radiosendung. Nach einigen Hits in England machte sie mit ihren schlagerähnlichen Songs auch in Frankreich, Deutschland und Italien Karriere. 1961 heiratete sie den französischen Musikagenten Claude Wolff, der ihre Karriere in seinem Heimatland vorantrieb. Petula Clark zog mit ihm zunächst nach Paris, später nach Genf. Die beiden bekamen drei Kinder, auch nach der Trennung verstehen sich Clark und Wolff weiter als Freunde. Ihr großer Durchbruch in den USA gelang ihr mit dem Welthit „Downtown“ (1964). Als Musical-Darstellerin überzeugte sie im Stück „Sunset Boulevard“. Petula Clark pendelt zwischen ihren Häusern am Genfer See und im Londoner Stadtteil Chelsea.
24.09.2016, Berlin. Die zierliche Dame, die mit Schuhen auf dem Tisch eine Erdbeere nach der anderen verputzt, hat in ihrer Karriere fast 70 Millionen Tonträger verkauft. Petula Clark, 83 Jahre alt, umtreiben dennoch eher betrübte Gedanken: Für die überzeugte Europäerin war das Brexit-Votum ihrer Landsleute ein Schlag ins Gesicht. Im Gespräch geht es daher auch um Politik, dann erzählt die Sängerin des Welthits „Downtown“ aus ihrem Leben. Von ihrer Kindheit im Krieg und der frühen Karriere als Sängerin für Soldaten. Von französischen Toiletten, ihrer Begegnung im Bett mit John Lennon und dem Moment, als sie Elvis einen Korb verpasste.
Mrs. Clark, Sie wohnen am Genfer See, haben viele Fans in Frankreich und Deutschland, Spanien und Italien und bereisen diese Länder regelmäßig. Sehen Sie sich mehr als Europäerin denn als Britin?
Vielleicht schon, ja. Ich habe mein Englischsein aber nie verloren. Ganz im Gegensatz anscheinend zu meinen Landsleuten, die für den Brexit gestimmt haben. Sie haben mich mit der Aussage irritiert, sich wieder englischer fühlen zu wollen. Sie scheinen da ein Defizit zu spüren. Ich frage sie dann: Was wollt ihr bezwecken? Soll es wieder so sein, wie es früher einmal war? Mit Kutschen auf Londons Straßen? Nein, was vergangen ist, das ist vergangen. Das holt keiner mehr zurück.
Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Ich blicke nach vorne, wohl oder übel. Es gibt ja keine andere Möglichkeit, als diese Entscheidung der Briten jetzt als Chance zu begreifen. Es stehen Veränderungen an – versuchen wir sie also so zu gestalten, dass sie in eine gute Zukunft führen. (überlegt) Ich habe mir nicht ausmalen können, dass die Briten tatsächlich mehrheitlich für den Ausstieg votieren. Es ist ein gefährlicher Sprung ins kalte Wasser, motiviert vom Wunsch, mehr Sicherheit haben zu wollen. Das ist ganz schön paradox.