Peter Berthold
„Es werden immer ein paar Piepmätze übrig bleiben.“
Zur Person
Peter Berthold (geboren am 19.04.1939 in Zittau) promovierte als 25-Jähriger über das Zugverhalten der Stare. Er kämpfte drei Jahrzehnte für ein Verbot von dioxinhaltigen Pestiziden, die das Brutverhalten beeinträchtigen. Zum führenden deutschen Vogelzugforscher stieg er durch seine Untersuchungen zur Mönchsgrasmücke auf, die er kreuzte, bis nach sechs Generationen aus dem Zug- ein Standvogel wurde. Schon 1991 wies er auf den Zusammenhang von Vogelverhalten und Klimaerwärmung hin. Von 1998 bis zur Emeritierung 2004 leitete er die Vogelwarte des Max-Planck-Instituts in Radolfzell. Berthold ist Träger des Verdienstordens Baden-Württembergs. Er ist Vater einer erwachsenen Tochter und lebt mit seiner zweiten Frau am Bodensee.
02.03.2017, Radolfzell am Bodensee. Ein stummer Vorfrühlingstag, kein Vogellaut. Der Neubau der Vogelwarte des Max-Planck-Instituts erscheint wie ein Käfig mit Nistgehölz. Drinnen warme, lichte Stimmung. Vor Professor Peter Bertholds Zimmer zwitschern zwei Balistare in der Voliere, eine hoch gefährdete Vogelart. Drei- bis fünfmal die Woche taucht der Institutsleiter im Ruhestand noch auf. Sein schmaler Raum dient der Wissenschaft: Schreibtischfront von Tür bis zum Fenster links, die Ahnen des Instituts an der Wand rechts. Wir beschäftigen uns mit Tauben als Delikatesse, streifen den Zusammenhang von Vogelgrippe und Massentierhaltung, kreisen um Katze, Hund wie Mensch und enden im Neuanfang.
Professor Berthold, haben Sie einen Vogel?
Ich habe viele Vögel. Zunächst habe ich Hühner zu Hause. Dann besitze ich Lieblingsvögel verschiedenster Art - und solche, die ich gerne esse.
Noch einmal: Haben Sie einen Vogel? Sie haben sich einmal als ornithoman, also vogelbesessen, bezeichnet.
Eventuell war ich sogar ornithopath, also vogelkrank.