Oliver Polak
„Man kann nicht immer nur auf Zustimmung hinarbeiten.“
Zur Person
Oliver Polak kam 1976 in Papenburg im Emsland zur Welt. Sein Vater, ein Deutscher jüdischen Glaubens, überlebte den Holocaust und die Internierung in mehreren Konzentrationslagern und kehrte nach Kriegsende in seine Geburtsstadt Papenburg zurück. Polaks Mutter ist studierte Germanistin und wanderte 1975 aus der Sowjetunion nach Deutschland aus. Sein Abitur machte er am Carmel College, einem jüdisch-orthodoxen Internat in der südenglischen Grafschaft Oxfordshire. Polak arbeitete als Moderator bei VIVA und beim Disney-Club; seit 2006 tritt er als Stand-up-Comedian auf. Im Jahr 2014 wurde er wegen Depressionen mehrere Monate in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Seit Herbst 2016 moderiert er bei Pro Sieben die kontroverse Talkshow „Applaus und Raus!“, bei der Polak seine Gesprächspartner mitunter unvermittelt aus dem Studio wirft.
28.09.2009, Hamburg. Es ist natürlich Zufall, dass wir Oliver Polak ausgerechnet an Jom Kippur treffen, dem höchsten jüdischen Feiertag. Die Symbolkraft des Themas könnte aber nicht passender illustriert werden: Der, wie er selbst sagt, „Panda-Jude“ aus dem Emsland sorgt mit seinen satirisch-komödiantischen Beobachtungen der jüdischen Lebensart und Fragen, Gewohnheiten und Eigenheiten landauf, landab für Furore. „Ich darf das – ich bin Jude“ hieß sein Erstlingswerk so treffend, mit dem er auch live eine Mischung aus Lachen, Nachdenken und schwerem Schlucken erzeugt. Gleiches gilt für das Gespräch über das Jüdischsein, deutschen Humor, die Lust am Leiden und türkischen Comedy-Antisemitismus. Miteinander gesprochen wird zu seiner Zufriedenheit nach Einbrechen der Dunkelheit – da ist das Fasten vorbei und er darf sich einen Riesling zum Reden bestellen.
Oliver, heute ist Jom Kippur. Waren Sie in der Synagoge?
Oliver Polak: Ja, heute Morgen mit meinen Eltern.
In der gleichen Synagoge in Osnabrück, in der Sie auch einen nicht unwesentlichen Teil Ihrer Jugend verbrachten?
Ja, genau in der. Es war an der Zeit, dass ich da mal wieder hingehe; letztes Jahr war ich auch nicht da. Da habe ich mich mit Henryk M. Broder getroffen – zum Frühstücksinterview, insofern habe ich an dem Tag im letzten Jahr noch nicht mal gefastet.