Metin Tolan
„Sprachbarrieren wird es in 200 Jahren nicht mehr geben.“
Zur Person
Metin Tolan, 1965 in Oldenburg geboren, ist Professor für Experimentelle Physik und Prorektor für Studium an der Technischen Universität Dortmund. Sein Forschungsgebiet ist das Verhalten von Polymeren, Flüssigkeiten oder Biomaterialien. Er ist Vorstandsmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) sowie Mitglied im Lenkungsausschuss des Internetportals „Welt der Physik“ und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Seine Bücher und Vorträge, in denen er anhand populärer Phänomene wie „Titanic“, „James Bond“, „Star Trek“ oder dem Fußball die Gesetze der Physik erläutert, brachten ihm 2013 den „Communicator-Preis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ein. Tolan lebt mit seiner Familie in Dortmund.
15.09.2016, Dortmund. Das Büro von Metin Tolan liegt in einem dunklen, unscheinbaren Flur innerhalb eines brutalistischen Labyrinths aus Sichtbeton, wie es für viele Universitäten des Ruhrgebiets typisch ist. Innen herrschen helles Licht und anregendes Chaos. Auf einem Sideboard stapeln sich die Abschlussarbeiten hunderter Studierender, die Tafel enthält Formeln mit dem Laien unzugänglichen Geistesblitzen. Auf einem riesigen Aufsteller posiert Daniel Craig als James Bond – Metin Tolan hat auch über die Physik dieser Filme geschrieben, ebenso wie über die Titanic und die Gesetze des Fußballs. Sein neuestes Werk klopft die Visionen von „Star Trek“ auf Machbarkeit ab. Der Enthusiasmus des Professors für experimentelle Physik ist ansteckend.
Herr Tolan, wir zeichnen dieses Gespräch mit der Diktierfunktion eines Smartphones auf. Ein Gerät, das „Star Trek“ vorweggenommen hat.
Auf der Enterprise unterrichten sie in der „Next Generation“-Serie, deren Ausstrahlung Ende der Achtzigerjahre begann, die Kinder bereits mit kleinen Tablets. In der Originalserie aus den Sechzigerjahren war der Kommunikator ein Traum, dieses kleine Gerät, das aufgeht und dabei „PiepPiep“ macht.
Anfang des 21. Jahrhunderts umgesetzt als Klapphandy.
Motorola nannte eines seiner Modelle sogar „Star-TAC“, was gesprochen natürlich wie „Star Trek“ klingt. Man konnte sich das „PiepPiep“ darauf sogar als Ton installieren. Es sah viel eleganter aus als der Kommunikator von Captain Kirk, der ja doch etwas bieder daherkam. Der Urwunsch bestand darin, sich jederzeit überall mit allen unterhalten zu können. Gelingt es jemandem, einen solchen Urwunsch in Form eines Produktes zu erfüllen, durchdringt er damit den Markt so schnell, dass es damals innerhalb von zehn Jahren in Deutschland mehr Handys als Menschen gab.